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Es ist noch viel zu tun
Jeden Tag möchte man Innensenator Röwekamp aufs Neue einen umsichtigen Auftritt attestieren: Am Donnerstag versetzt er direkte Kollegen des hauptbeschuldigten Polizisten aus dem Gewahrsam an andere Dienststellen. Am Freitag beruft er eine Sondersitzung der Innendeputation ein. Schnell, für den gestrigen Montag. Am Montagmorgen versetzt er den Leiter des Abschiebegewahrsams an eine andere Stelle, nachdem öffentlich wird, dass er von dubiosen Vorgängen um den Hauptbeschuldigten seit 98 wusste. Am selben Tag mittags fällt die Entscheidung, dass ein Externer künftig die Polizeiermittlungen leiten soll. So handelt der Senator jeden Tag – ein bisschen zu spät. Wie ein Presseecho.
Denn seit dem 15. September, als der Hauptbeschuldigte suspendiert wurde, sind zwei Monate vergangen. Erst als die Medien berichteten und die Öffentlichkeit entsetzt merkte, dass im Abschiebegewahrsam Verhältnisse wie in einer Bananenrepublik herrschten, handelte der Senator. Jeden Tag ein bisschen zu spät. Und doch wünscht man sich, dass es so bleibt. Es ist viel zu tun.
Der Abschiebeknast muss neu organisiert werden. Er darf nicht länger die Strafkompanie für auffällige Beamten sein, die auf die Vielfalt der Gefangenen nicht vorbereitet sind – und sich dafür oft auch nicht interessieren. Wohin das führen kann, spüren jetzt erstmals nicht Gefangene – sondern Verantwortliche. Zu hoffen bleibt, dass die Konsequenzen weiter reichen, als den Urheber von Sexfotos dingfest zu machen. Eva Rhode