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Archiv-Artikel

Schreiben, senden, fahren

Eine Bremer Firma glaubt: Das Toll Collect-System zur Erhebung der LKW-Maut ist zu kompliziert. Deswegen hat sie eine Alternative entwickelt – doch Toll Collect interessiert das wenig

Verwirrte Fahrer und lange LKW-Schlangen – das erwartet die Bremer Firma

Bremen taz ■ Die Bremer IT-Firma Bendit glaubt nicht, dass die LKW-Maut am 1. Januar 2005 problemlos anlaufen wird. Es werde zu technischen Schwierigkeiten bei der Erfassung der LKWs kommen, meint Bendit. Deswegen hat die Firma eine Lösung für das mögliche Maut-Desaster entwickelt: ein Stift mit Minikamera – als Alternative zum System des Toll Collect-Konsortiums.

Die Ingenieure von Bendit vermuten vor allem zwei Schwierigkeiten mit dem System von Toll Collect: Nach deren Prinzip müssen sich die LKW-Fahrer entweder noch in der Spedition am Computer registrieren oder an einem Terminal an der jeweiligen Autobahn-Auffahrt – soweit dort überhaupt schon ein Gerät steht. Zu kompliziert für die Trucker, glauben die Entwickler von Bendit. „Für viele LKW-Fahrer bedeutet es eine große Hürde, einen Computer zu bedienen“, sagt Kai Schmudlach, Geschäftsführer von Bendit. Außerdem würden sich an den Terminals lange Schlangen bilden, so seine Vermutung.

Als Lösung bietet Bendit den so genannten Digipen – einen Stift mit eingebauter Kamera. Die Fahrer tragen bei diesem System einfach ihre geplante Route handschriftlich mit dem Digipen in ein Maut-Formular ein. Die Kamera im Stift überträgt das Geschriebene automatisch an das Mobiltelefon des Fahrers. Und dieses sendet die Daten dann zum Server der Spedition und von hier aus weiter an Toll Collect. Der Vorteil: Der Fahrer umgeht die Computer-Prozedur, das Anstellen an den Terminals entfällt.

Eine weitere Schwachstelle an der Idee von Toll Collect sind nach Ansicht der Bremer Entwickler die so genannten On-Board-Units (OBUs). Diese sollen automatisch alle wichtigen Daten aus dem LKW über Satellit an Toll Collect senden. So könnte das Konsortium permanent feststellen, wo sich der jeweilige Brummi befindet.

Damit das aber auch alles funktioniert, müssten ab 1. Januar rund 500.000 Laster mit diesen OBUs ausgestattet sein – tatsächlich sind bislang lediglich 113.000 der Geräte ausgeliefert, bestätigt Harald Lindlar, Pressesprecher von Toll Collect. Dennoch ist das Konsortium hoffnungsfroh: „Wir sind optimistisch, dass das System ab Januar läuft.“ Ganz sicher scheint man sich indes aber nicht zu sein. So plant Toll Collect, 5.000 Helfer einzustellen, die an den Terminals stehen und die Fahrer bei der Registrierung beraten sollen.

Also wäre der Bremer Stift nicht doch die einfachere Lösung zur Erhebung der Maut? Toll Collect-Sprecher Lindlar gibt sich ahnungslos, er kenne die Bremer Entwicklung nicht. Schmudlach versichert indes, er habe seine Entwicklung der Technik-Abteilung von Toll Collect bereits vorgestellt. „Man hat uns zur Kenntnis genommen“, glaubt er.

Sabine Henßen