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Archiv-Artikel

Pädagogischen Unsinn verzapft

Betr.: „Irrgarten Bremer Schulpolitik“, taz bremen vom 5.11.2003

Die Schulreform, die uns die große Koalition als positive Veränderung verkaufen will, ist nichts weiter als ein wirres Durcheinander aus Mitte der 70er Jahre als überholt verworfenen Schulformen und dem Versuch, aus den Ergebnissen von PISA zu lernen. Dieses Durcheinander spiegelt die Unfähigkeit unserer Politiker wider, erfolgreiche Konzepte adäquat umzusetzen. Was uns Eltern bleibt, sind Fragen und Unsicherheit: Wie soll erfolgreiche Integration in der Grundschule stattfinden, wenn auf der einen Seite die Zahl der zu Integrierenden steigt – durch die Einschulung von Fünfjährigen und durch den Wegfall der Vorschule um die zwar schulpflichtigen aber nicht schulfähigen Kinder –, auf der anderen Seite aber gleichzeitig die Integrationsstunden gestrichen werden? Warum ist eine Wiederholung erst in der vierten Klasse möglich, auch wenn Grundkenntnisse fehlen (es hilft nichts das Dach zu reparieren, wenn das Fundament nicht steht)? Warum eine halbherzige Integration ab Klasse fünf von Real- und Hauptschülern ohne Gymnasiasten, und ohne Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf einzubeziehen? Ist die Durchlässigkeit zwischen Sekundarschule und gymnasialem Zweig nicht lediglich von oben nach unten gegeben? Ist es sinnvoll, im Sekundarbereich im Zweijahresrhythmus die Klassenverbände zu verändern (nach der 6. Klasse durch den Wechsel von bzw. in den gymnasialen Bereich, nach Klasse 8 abschlussbezogen)? Wollen wir unseren Kindern 35 Wochenstunden (in Profilklassen entsprechend mehr) ab der 7. Gymnasialklasse mit vermehrtem Nachmittags- oder Samstagsunterricht zumuten (am Samstag gehört mein Kind der Familie!!)? Wann soll die notwendige Erholung stattfinden, wo bleibt Platz für Hobbys? Abgesehen davon muss ich im Januar meinen Sohn für eine Schulform anmelden, die es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gibt! Wo ist die rechtliche Grundlage? Sollte Herr Lemke seine Aussage, er fühle sich für jedes einzelne Kind verantwortlich, ernstnehmen, würde er eine Schulreform voranbringen, die unseren Kindern nützt und nicht den Eitelkeiten vermeintlicher Fachleute, die im Frühjahr im Koalitionsausschuss zusammensaßen und pädagogischen Unsinn verzapften. J. Wassermann, Bremen