: Jetzt gilt‘s
Das „Bremer Weltspiel“ startet als „Flaggschiff“ der Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung
Jetzt geht‘s in die Breite. Und in die Peripherie. Das ganze kreative Potenzial der Bremer Bevölkerung soll in Erscheinung treten, von Bremen-Farge bis Schwachhausen, vom Kiosk-Verkäufer bis zum Uni-Prof. Alle sollen sie sich beteiligen, sollen „mitspielen“ beim „Bremer Weltspiel“. Für den Intendanten der Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung, Martin Heller, ist dieses Weltspiel „das Flaggschiff der Bewerbung“. Und auch der Lackmustest, wieviel kulturhauptstädtische Kraft da wirklich durch hanseatische Adern fließt. Heller: „Der Tatbeweis liegt jetzt bei Bremen.“
Das Bremer Weltspiel also. Mitmachen darf jeder, und zwar mit einem formlos vorgetragenen Vorschlag für ein kulturelles Projekt, eine Aktion, Performance, Darbietung, Veranstaltung. Die einzige Spielregel: Das Projekt muss auf irgendeine Art die Welt draußen hinein ins kleine Bremen importieren. Akzeptiert werden nur Vorschläge, die auf einer internationalen Kooperation basieren. „Es ist notwendig, in dieser Stadt den Blick nach außen zu richten“, sagt Heller. Und: „Es geht darum, etwas hierherzuholen.“
Zu gewinnen gibt es nicht mehr und nicht weniger als die Realisation des Projekts. Zur Verfügung stehen für das Weltspiel insgesamt 300.000 Euro, privat gesponsort von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung und dem Partnerclub Bremen 2010.
Mit Ulrike Osten und Lutz Liffers hat man zwei Weltspiel-Leiter eingestellt, die sich dezidiert auch als Berater verstehen. „Wir coachen die Ideen vom Beginn an bis zur Durchführung“, sagt Liffers, und: „Die Leute können auch mit halbgaren Ideen zu uns kommen.“ Ferner gibt es so genannte „Kulturengel“ in Anlehnung an die „Business Angels“. „Kulturengel“ sind international agile Persönlichkeiten, die ihre Kontakte für die Projektrealisation zur Verfügung stellen. Derzeit haben die Funkhaus-Europa-Redakteurin Libuse Cerna, Wolfgang Eichwede von der Forschungsstelle Osteuropa und die Direktorin des Instituto Cervantes, Mercedes de Castro, ihr Engagement zugesagt.
Wobei es beim Bremer Weltspiel sicherlich nicht nur Gewinner geben wird. Die Entscheidung über Zu- oder Absage fällen Ulrike Osten und Lutz Liffers in Zusammenarbeit mit Martin Heller. Entschieden werde „subjektiv“, aber „transparent“: Die Entscheidungen sollen auf der Internet-Seite www.bremerweltspiel.de veröffentlicht und zur Diskussion gestellt werden.
Also einmal einen Einsatz gemacht und dann weder durch Glück noch durch Rationalität gewonnen oder verloren – ein wirkliches Spiel ist das Weltspiel nicht, sondern letztlich ein Ideenwettbewerb mit Vorgabe. Heller will mit der Namensgebung signalisieren, dass das Aufbauen eines „sich ständig anreichernden“ Netzwerks „nicht nur harte Arbeit“ sein soll. Und Weltspiel-Leiter Lutz Liffers erinnert an die pädagogischen Effekte des Spielens bei Kindern: „Ohne das Spielen kommen sie nicht weiter in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.“
Bremen also demnächst in der Pubertät? Das Reifen durch Weltspielen beginnt ab sofort. Kontakt: ☎ 0421 - 361 - 59 496.
Klaus Irler