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Archiv-Artikel

Hartz hier und Hartz dort

betr.: „Störung im Programm“, taz vom 29. 10. 04

Störung im Programm? Nein, Störung im System. Hartz IV. Neue Arbeitslose. Auch Partner müssen sich nun dem Arbeitsamt zur Verfügung stellen. Vermittlungsquote verschlechtert sich. Stetig neue „Horrormeldungen“. Worum geht es eigentlich? Es ging und geht schlicht darum, Gelder einzusparen. Freilich hätte man das auch ohne wichtige Kommission machen können. Z. B.: Wer im Arbeitsamt eine 6 würfelt, kriegt weiterhin Geld. Die anderen nicht mehr.

Aber ein anderes wurde dieser Tage deutlich: wie sehr der Bock zum Gärtner gemacht wurde. Peter Hartz, seines Zeichens Personalvorstand der VW AG, kriegt seinen eigenen Laden nicht geputzt. Droht mit massivem Stellenabbau, also weiteren Neubewerbern in der Schlacht ums Arbeitslosengeld, I und II, vermutlich. Wissen Sie eigentlich, was so ein Personalvorstand verdient? Wir wissen es. In Relation muss etwa ein Arbeiter 10 bis 20 Jahre für das Geld arbeiten, welches ein Peter Hartz jährlich erhält. Aber für die Misswirtschaft der Teamleader büßt das Team. Dass es so schlecht am Standort Deutschland nicht sein müsste, zeigen andere Betriebe.

Man fragt sich des weiteren, warum Herr Hartz nun so berühmt geworden ist. Ja ein geflügeltes Wort schon beinahe. Hartz hier und Hartz dort. Ein Freund meines Vaters, Bert Brecht, soll einmal gesagt haben: Berühmtheit erlangt mancher Mann recht einfach, er tötet drei Menschen oder stiehlt 300.000 das Brot.

OTTO J. BERTELE, München

betr.: Tarifverhandlungen bei der Volkswagen AG in Wolfsburg

Der Automobilstandort Deutschland ist generell keine gute Wahl mehr für Arbeitnehmer. Arbeitsplatzgarantien gibt es so gut wie keine mehr. Derzeit gibt es in diesem Land nichts Schlimmeres, als seinen Job zu verlieren. Wer um die 40 Jahre oder älter ist, wird gnadenlos ausgemustert und hat so gut wie keine Chance mehr, einen festen Arbeitsplatz zu finden. Am Rande des Existenzminimums muss er zusehen, wie er mit Hartz I bis IV mehr recht als schlecht bis zur gesetzlichen Rente auf Sozialhilfeniveau über die Runden kommt.

ALBERT ALTEN, Wernigerode

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