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Archiv-Artikel

Laterne ohne Bildungsschreck

Bildungspolitische Proteste gehen auch nach dem Rücktritt von Schulsenator Lange weiter. Eltern bangen um Integrationsklassen. Staatsrat springt auf CDU-Kongress für Lange ein und steht selbst vor der Entlassung

von KAIJA KUTTER

Bildungspolitik findet auch ohne Senator statt – und die Proteste dagegen auch: Gestern Nachmittag gingen Hunderte SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen trotz des Rücktritts von Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) auf die Straße. Auch die Eimsbüttler Elternräte ließen ihre Demo nicht ausfallen. Statt dessen wurde ihr gedichtetes Anti-Lange-Laternelied einfach umgedichtet: „Laterne, Laterne, für Bildung sing‘n wir gerne. Lange ist jetzt weg, hatte keinen Zweck, aber bitte keinen neuen Bildungsschreck!“

Schwieriger wird es da schon für die CDU-Fraktion, ihren für morgen geplanten Bildungskongress „Schule der Zukunft“ passend zu besetzen. An Stelle des ursprünglich eingeladenen Lange springt nun sein Staatsrat Reinhard Behrens ein – der ebenfalls vor dem Abschuss steht.

Der Kongress beschäftigt sich in einer Arbeitsgruppe auch mit dem „heißen Eisen“ Integration. Wie berichtet, hatte die Schulamtsleiterin und frühere CDU-Bildungspolitikerin Ingeborg Knipper Ende August das Handtuch geworfen, weil ihr Konzept zur Integration an Grundschulen am Widerstand der CDU-Fachpolitiker scheiterte. Knipper wollte die Klassen eins bis vier an Schulen für Lernbehinderte auflösen und mit diesen Stellen eine integrierte Förderung aller Grundschulen ermöglichen. Die bestehenden 36 Integrativen Regelschulen (IR) sollten zu Kompetenzzentren werden.

Seither befinden sich Eltern der IR-Schulen im Unklaren, wie es weiter geht. Denn ursprünglich hatte der Senat geplant, sie aufzulösen. Letztlich, so heißt es auch aus der Bildungsbehörde, muss der Konflikt innerhalb der CDU gelöst werden.

Und die tut sich offenbar schwer damit. Der Elternverein „Leben mit Behinderung“, der für den Erhalt des erfolgreichen IR-Konzeptes kämpft und dem 13.000 Hamburger Eltern angehören, hatte seit August viermal vergeblich versucht, bei dem schulpolitischen Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Wolfgang Drews, einen Termin zu bekommen. Eine für den 4. November geplante Veranstaltung mit Drews sei gar so kurzfristig abgesagt worden, dass rund 100 Eltern vergeblich kamen, berichtet Martin Eckert vom Elternverein: „Wir wollen ins Gespräch mit eingebunden werden.“ Die noch unter Knipper geleitete Behördenarbeitsgruppe habe dies sehr wohl getan.

Schulpolitiker Drews wollte sich zu den Vorhaltungen des Elternvereins nicht äußern. Er selbst hatte Anfang Oktober in der Bild-„Zeitung“ vorgeschlagen, alle IR-Schulen und nur die Hälfte der Sonderschulen aufzulösen und die Pädagogen auf 140 Grundschulen zu verteilen. Dies ging wiederum der FDP zu schnell.

Eckart fürchtet nun, dass die in der Regel doppelt besetzten IR-Klassen Opfer des akuten Sparzwangs im Bildungsressort werden. Außerdem würden bei den Referenten des morgigen CDU-Kongresses die Sonderschulvertreter dominieren, kritisiert er.