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Archiv-Artikel

Eine Chance für die Umwelt

Wegen der Weltwirtschaftskrise soll die Elbvertiefung gestoppt und ein nationales Hafenkonzept erarbeitet werden, fordert der BUND. Bau des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven liegt vor Zeitplan

Konkurrenz schadet den Häfen, sagt der BUND, wenn die Aufträge fehlen

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die Flaute im Welthandel sei „eine Chance für die Elbe“, glaubt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Wirtschaftskrise sollte dazu genutzt werden, „ernsthaft Lösungen für ein nachhaltiges Konzept für die vier Nordseehäfen zu suchen“, sagte der Verkehrsexperte des BUND, Manfred Reh, in einem dpa-Gespräch. Die zurzeit geplante Elbvertiefung müsse darum ausgesetzt werden, weil der künftige Bedarf nicht belegt sei.

Dabei könnten auch die größten Schiffe bei „vernünftigem Handling“ schon heute die Elbe hoch bis Hamburg fahren. „Bei einer Arbeitsteilung zwischen den Nordseehäfen Cuxhaven, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg ist aber auch das nicht nötig“, betonte der BUND-Experte. Viel vernünftiger wäre es, Container zum Beispiel im künftigen Jade-Weser-Port Wilhelmshaven auf kleinere Schiffe umzuladen und sie so nach Hamburg zu bringen. Aus ökologischer Sicht sei eine stärkere Spezialisierung und Arbeitsteilung zwischen den Häfen sinnvoll.

„Kurs halten“, verlangt hingegen die Hafenwirtschaft, die in den nächsten drei Jahren etwa drei Milliarden Euro in die Häfen investieren will. Die Unternehmen seien sicher, „dass die internationalen Warenströme sich strukturell nicht ändern werden“, sagt etwa Klaus-Dieter Peters, Chef des größten deutschen Hafenbetriebes Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Und da 90 Prozent des Welthandels mit Schiffen erfolgt, müsse „die Atempause“ genutzt werden, um fit für den Aufschwung zu sein.

Dazu gehörten die rasche Ausbaggerung von Elbe und Weser, der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals sowie der Straßen- und Schienenverbindungen von den Hafenstädten zum Rest des Landes. Um diese „Engpässe“ zu beseitigen“, will der Bund 24 Milliarden Euro bereitstellen. Das sieht der Entwurf eines Hafenkonzeptes des Verkehrsministeriums vor.

Teil dieses Konzeptes ist der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven. „Wir sind sogar knapp vor dem Zeitplan“, sagte der Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft, Axel Kluth, am Dienstag. Der Tiefwasserhafen werde genau dann fertig, wenn die Weltwirtschaft wieder anziehe, erklärte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), der das rund eine Milliarde Euro teure Projekt knapp zwei Monate nach seinem Amtsantritt zum ersten Mal besichtigte.

Die Bauarbeiten für den 2001 beschlossenen Hafen hatten nach langem Streit um die Auftragsvergabe im vergangenen Jahr begonnen. An dem 1.725 Meter langen Terminal mit 16 Containerbrücken und vier Liegeplätzen sollen nach der Fertigstellung 2011 jährlich 2,7 Millionen Standardcontainer umgeschlagen werden. Das entspricht der Hälfte des Bremer und einem Viertel des Hamburger Containerumschlages im Vorjahr.

Gleichwohl hat die HHLA bereits angekündigt, ausscheidende Mitarbeiter nicht zu ersetzen und Kurzarbeit anzumelden. Der Personalbestand solle so von derzeit rund 5.000 Leuten um etwa 100 verringert werden. Das Bremer Umschlagsunternehmen Eurogate will etwa ein Drittel seiner Mitarbeiter kurz arbeiten lassen. Ab Mai würde für etwa 800 von 2.400 Beschäftigten auf dem Containerterminal Bremerhaven für vermutlich ein halbes Jahr Kurzarbeit angemeldet werden, um die Rückgänge im Umschlag aufzufangen.

Die Wirtschaftskrise mache hingegen deutlich, wie wichtig Kooperation für die Häfen sei, findet der BUND. „Konkurrenz ist für die Nordseehäfen gefährlich, besonders wenn die Auftragslage so schlecht ist.“