: Kinder kosten Geld
betr.: „Keine Kinder, keine Kohle“ von Barbara Dribbusch, taz vom 11. 11. 03
Sogar Stoiber gibt manchmal etwas von sich, was kein reiner Blödsinn ist! Die Rentenversicherung hat ohne die Folgegenerationen keinerlei Deckung. Die Beiträge zur Rentenversicherung werden vollständig für die Unterhaltspflicht gegenüber der Elterngeneration aufgebraucht. Kinderlose leisten nun einfach einen (finanziell) deutlich geringeren Beitrag in den Generationenvertrag. […]. Wenn die Kinderlosen die gesparten Kosten des Aufziehens von Kindern (gerne abzüglich der Behandlungskosten für die ungewollt Kinderlosen) zur Alterssicherung anlegen, so können sie damit eine kapitalgedeckte Altersversorgung aufbauen, die derzeit diskutierte Rentenkürzungen um ein Vielfaches übertrifft. Das Rentensystem wird derzeit durch die Kinderlosen regelrecht ausgeplündert.
Als Geschiedener kann ich dieses zahlenmäßig sehr leicht belegen. Der Nettokinderunterhalt, den ich seit der Trennung bis zum Abschluss der Ausbildung zahle, reichte für eine Kapitalaltersrente von ca. 800 Euro pro Monat. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass der Kinderunterhalt aus dem versteuerten (!) Einkommen geleistet werden muss, während das Geld für die Alterssicherung dagegen in aller Regel steuermindernd angelegt wird. Es wäre noch anzumerken, dass ich nur für den halben Unterhalt von zwei Kindern aufkomme. Eine Gesetzgebung, die aus einer Zeit stammt, als praktisch 100 % der kinderlosen Paare ungewollt kinderlos waren, in einer Zeit, da 85 % der kinderlosen Paare gewollt kinderlos sind (Zahlen aus eurem Beitrag), ist einfach massiv überholt.
CHRISTIAN KÖHLER, Großhöhenrain
Also gut. Ich bin bereit, als (ungewollt) Kinderlose auf einen Teil meiner Rente zu verzichten und von mir aus auch noch auf die Eigenheimzulage und die Entfernungspauschale, damit die lieben Kleinen gesund und unbeschwert im Grünen aufwachsen können. Im Gegenzug verlange ich aber eine Erfolgsgarantie: dass die Kinderlein von ihren Eltern zu mündigen und verantwortungsvollen Staatsbürgern erzogen werden, deren gute Ausbildung und qualifizierte Jobs ihnen dazu verhelfen, das Volksvermögen zu sichern und meine (gekürzte) Rente zu bezahlen. Wer demgegenüber sein Kind nicht davon abhalten kann, eine Drogenkarriere einzuschlagen, sich nach abgebrochener Hauptschule dem Suff hinzugeben, von der Stütze zu leben oder sich nach dem Disco-Abend im Unverstand zum Krüppel zu fahren, der soll dieselben Abzüge bekommen wie ich, denn er hat wohl unterm Strich auch nicht mehr geleistet als ich, die ich durch meine Erwerbsarbeit die Sozialkassen aufgefüllt, mit meinen Steuern die Kindergärten/Schulen/Universitäten finanziert und mich zudem in meiner Freizeit für den Erhalt der „von unseren Kindern nur geborgten Erde“ eingesetzt habe! Wenn schon, denn schon!
STEPHANIE GÜNTHER, Freiburg
Dass Kinder Geld kosten, muss an dieser Stelle nicht erneut betont werden. Dass zudem die Kinderbetreuung Zeit beansprucht und oft dazu führt, dass ein Partner bestenfalls Teilzeit arbeitet, ist ebenfalls bekannt. Gesagt werden sollte allerdings, dass die steuerlichen Entlastungen/Rentenausgleich noch lange keinen Ausgleich darstellen, der die Familien bzgl. verfügbaren Einkommens/Altersabsicherung auf ein Niveau mit kinderlosen Paaren hebt. Deshalb ist der Sozialneid der Kinderlosen völlig unverständlich und sogar eine dreiste Umkehrung der Realitäten.
Natürlich gibt es bedauernswerte Paare, die keine Kinder bekommen können. Aber diese sind doch die Ausnahme, wie Frau Dribbusch selbst belegt: „Jedes siebte Paar ist heute ungewollt kinderlos.“ Bleiben 86 %, die entweder Kinder bekommen oder bewusst ohne Kinder bleiben! […] DIRK BREMSHEY,Münster