: Schwan neu berufen
Präsidentin der Viadrina zusätzlich zur Koordinatorin für deutsch-polnische Beziehungen ernannt
BERLIN ap/dpa ■ Die erste Koordinatorin für deutsch-polnische Beziehungen, Gesine Schwan, hat nach eigenen Worten die Berufung in das neu eingerichtete Amt erst nach längerem Zögern angenommen. Die 61-jährige Präsidentin der Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sagte, sie übernehme das Amt zusätzlich.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte die Berufung Schwans bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen am Donnerstag in Krakau bekannt gegeben. Die SPD-Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl sagte, sie habe sich gefreut, dass ihre Ernennung auch von polnischer Seite gewünscht worden sei. Sie beabsichtige zunächst, eine Bilanz der bisherigen deutsch-polnischen Beziehungen zu ziehen, was private Initiativen und Gruppen einschließe: „Da gibt es mehr, als wir uns klar machen.“
Schwan zeigte sich zuversichtlich, dass die deutsch-polnischen Beziehungen langfristig ein ähnliches Niveau wie die deutsch-französischen Beziehungen erreichen können. Auch im Verhältnis zu Frankreich habe es lange gedauert, eine Freundschaft zu entwickeln, sagte sie. Hindernisse seien historisch gewachsene „Asymmetrien“.
So sei das polnische Misstrauen auf traumatische Erfahrungen mit dem Nachbarn zurückzuführen, der unter Hitler das polnische Volk habe auslöschen wollen. Bis ins 19. Jahrhundert reichten die Erfahrungen zurück: „Polen hat Deutschland nicht überfallen, Polen hat Deutschland nicht geteilt“, sagte Schwan. Hinzu komme, dass sich „Deutsche für Polen weniger interessieren als umgekehrt“. Auch in der Beherrschung der Sprache des anderen seien Deutsche im Hintertreffen.
Schwans neues Amt ist wie das aller Koordinatoren Außenminister Joschka Fischer zugeordnet. Einziger hauptamtlicher Koordinator ist der für die deutsch-amerikanischen Beziehungen zuständige SPD-Politiker Karsten Voigt. SPD-Fraktionsvize Gernot Erler kümmert sich um die deutsch-russischen Beziehungen. Hans Martin Bury, Staatsminister im Auswärtigen Amt, ist neben Europafragen auch für deutsch-französische Beziehungen zuständig. Schwans Partnerin in Polen ist die frühere Botschafterin Irena Lipowicz. Beide sollen „vorrangig zur weiteren Versöhnung und Annäherung beider Gesellschaften beitragen“. Fischer erklärte: „Frau Schwan ist eine Persönlichkeit, die in ihrem ganzen politischen Leben für die Versöhnung und Verständigung mit unseren polnischen Nachbarn steht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen