: Es wird wieder eng
Der HSV wollte Anschluss an die norddeutschen Rivalen aus Hannover, Wolfsburg und Bremen finden. Gegen Schalke verlor man aber mit 1:2
aus HamburgHorst Löchner
Derzeit wird einiges nachgeholt beim HSV. Seit der Installation von Trainer Thomas Doll sackt das Team die zum Saisonstart verlustig gegangenen Punkte langsam wieder ein. Nur gegen den Tabellenzweiten Schalke reichte es für den HSV nicht. Mit 1:2 verlor man vor eigenem Publikum.
Dabei führte die erste torgefährliche Situation der Hamburger in der 47. Minute direkt zum 1:0 durch Stefan Beinlich. Der zur Halbzeit eingewechselte Mehdi Mahdavikia setzte sich gut an der Seitenlinie durch und bereitete den Führungstreffer von Beinlich vor. In der 79. Minute kam Schalke zum Ausgleich.
Der für Ailton in Spiel gekommene Mike Hanke drückte den Ball zum 1:1 ins Netz. Nur zwei Minuten später verlor der HSV unnötig einen Ball in der Vorwärtsbewegung, was Schalke direkt mit dem Siegtor zum 2:1 durch Lincoln bestrafte. Dennoch zeigte auch das Spiel gegen Schalke, wie der HSV verloren geglaubte Teamstärke inzwischen lebt. Allein – der HSV bleibt der schlechtplatzierteste Nordverein in der Bundesliga auf dem 14. Tabellenplatz. Doch auch dem will man Abhilfe verschaffen.
Deshalb orientiert man sich an den Stärken der umherliegenden Vereine. Denn wie in Wolfsburg, Bremen und auch Hannover erkennt der HSV die Notwendigkeit des kompakten Spiels aus der eigenen Defensive heraus. Was in Wolfsburg mit dem starken Innenverteidiger-Duo Facundo Quiroga und Kevin Hofland gelungen ist, bei Werder mit der Achse Valérien Ismaël, Frank Baumann, Fabian Ernst und bei Hannover mit einer auf Sicherheit bedachten Konterstrategie möglich gemacht wurde, spiegelt sich in der Tabelle wieder. Hannover steht auf Platz sechs, Werder auf Platz fünf und Wolfsburg beinahe vor der Meisterschaft.
Was liegt also näher, als unter Toppmöller versäumtes beim HSV nachzuholen. Mit Kapitän Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz wurde eine Innenverteidigerachse bestimmt, die zu den Besseren in der Bundesliga zählt. Mit Raphael Wicky in der Position als defensiven Mittelfeldspieler können erstmals seit Jahren vor allem die Räume eng gemacht werden, in denen die meiste Gefahr von den gegnerischen Teams ausgeht bis 20 Meter vor dem Strafraum.
„Es ist wichtig, dass unser Spiel kompakter geworden ist“, meint beispielsweise Raphael Wicky. Das ein Fehler im Spielaufbau nicht direkt zu einem Gegentor führt stärkt das Selbstbewusstsein des Teams zusätzlich. „Unser Vertrauen in unsere Leistung kommt auch aus unserer verstärkten Defensive heraus, in die wir erstmal Ruhe reinbringen mussten“, sagt Thomas Doll. Damit meint er, der von sich aus niemanden heraushebt, vor allem den Belgier Daniel van Buyten und den aus Marokko stammenden Niederländer Khalid Boulahrouz.
„Beide werden auch in ihren Nationalteams noch für Furore sorgen“, glaubt Doll. Boulahrouz beweist mit einem großen Maß an Integrationswillen dafür, dass Doll ihn schon jetzt einen Führungsspieler nennt. „Ich versuche die ganze Zeit Deutsch zu sprechen. Ich will mich in der Bundesliga durchsetzen“, sagt der holländische Nationalspieler. Die Aufgabe, gegen Stürmer auf hohem internationalen Niveau zu spielen, fordert den 22-Jährigen zusätzlich heraus.
Gerade die Partie gegen Ailton, den er als den besten Stürmer der Bundesliga bewertet, reizte den Innenverteidiger besonders. Respekt, der sich im Spielverlauf als unnötig erweisen sollte. Die drei Schalker Spitzen kamen nur selten, aber umso effektiver vor das Tor des Hamburger SV.
So wird auch diese Niederlage den HSV nicht von seinem Weg abbringen, die mittelfristig erfolgreichen taktischen Systeme der Nachbarn umszusetzen. Man will ja nicht ewig Nachzügler im Norden bleiben.