: Bambule lebt
Aktion hinter der Roten Flora: Bauwagenleute bekräftigen Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben
Die Rote Flora hat entweder aufmerksame Nachbarn oder sie steht unter Dauerbeobachtung durch die Polizei: Keine fünf Minuten brauchen die Ordnungshüter am Samstag nachmittag, um gegen die symbolische Umwandlung des Parks hinter der Roten Flora in einen Bauwagenplatz einzuschreiten. Es gibt kein Gerangel, keine Festnahmen, keine Personalienfeststellung. Lediglich ein Bauwagen wird unter Protest abgeführt.
Mit routiniertem Sprühdosen-Strich hat zuvor ein Baui auf der gepflasterte Auffahrt zum Park die Besetzung annonciert: „Wir kamen zuerst und wir gehen zuletzt!“ Die Nachbarn schauen ihm interessiert zu und verkünden die frohe Botschaft übers Handy. Aus dem hinteren Teil des Parks bugsiert ein halbes Dutzend Bauwagenleute den Wagen mit Muskelkraft zur Rückseite der Flora. Eine rote Schleife aus Tapetenbahn weist ihn als Geschenk aus. Von der Wand hängt ein Transparent: „Herzlichen Glückwunsch 15 Jahre autonomes Kulturzentrum – Für ein selbstbestimmtes Leben als Alternative zum rechten Konsens.“
Diesen zu schützen, rückt die Polizei mit rund 30 Männern und Frauen an. Aus dem Funkgerät des Schupos, der zuerst eingetroffen ist, klingt ein Martinshorn. Action bei den Kollegen. Mit einer Menschenkette schirmt die Polizei den Wagen ab. Eine lila Hexenpuppe auf einem Stecken, die ein Demonstrant mitgebracht hat, lacht sie dabei geisterhaft elektrisch aus. Gesetzte Passanten mit Hönkel-Erfahrung sehen amüsiert zu, wie zehn Polizisten den Wagen wegrollen. „Das ist Diebstahl“, ruft eine Bauwagen-Frau. „Kauft Euch Euren eigenen Bauwagen!“
Nach zwanzig Minuten ist alles vorbei. Demo-Teilnehmer, die den Glühwein der Bauis gekostet haben, geben ihre Becher zurück. Ein paar von ihnen hängen noch ein Weilchen an der Roten Flora rum. Die andern gehen ihrer Wege. Gernot Knödler