Schule ohne Umwege

Ehemalige Gesamtschüler werben in Plakat-Aktion für eine heute politisch ungeliebte Schulform

Auch aus Gesamtschülern werden erfolgreiche Leute, dies will das „Aktions-Bündnis Gesamtschule“ mit einer ungewöhnlichen Plakataktion aufzeigen. Alexander, 25, zum Beispiel, bestand 2002 die Malermeisterprüfung und hat einen Betrieb. Maik, 25, machte 2002 den Meister im Landschaftsbau und arbeitet bei der Stadt. Maike, 28, wurde Krankenschwester, Ausbilderin und Personalrätin und studiert nun, ebenso wie Abiturientin Giana.

In der Gesamtschuldebatte werde oft nur auf die Abiturientenzahl geschielt, erklärt Schulleiter Gerhard Lein für das Bündnis. Keine Frage, hier gibt es eindruckvolle Zahlen. In 2002 zum Beispiel erreichten 20 Prozent des Jahrgangs die Oberstufe, obwohl nur 10 Prozent in Klasse 5 die Gymnasialempfehlung hatten. Viele Eltern bevorzugen eben das traditionelle Gymnasium. Leider scheitert ein Drittel dieser Kinder dort, wovon wiederum die Hälfte später auf Gesamtschulen oder an weiterführenden Schulen doch noch Abi macht. Die Plakate sollen den Umweg ersparen helfen.

Doch das Bündnis wirbt auch mit Biografien von Schülern mit Haupt- und Realschulabschluss, weil es zeigen will, dass diese Schule, die bis Klasse 10 ohne Selektion auskommt, allen gut tut. „Ich blicke sehr positiv auf meine Schulzeit zurück. Das ist bei meiner kleinen Schwester, die auf dem Gymansium war, nicht so“, erklärt Maike. Die solidarische Klassengemeinschaft habe ihr Selbstvertrauen gestärkt, die Lehrerin kritisches Denken gefördert. „Man kann über seinen Bildungsweg im Grunde selber entscheiden“, sagt Maike. „Ich lerne dort viel, gerade weil es so ein bunter Haufen ist“, berichtet auch David (14), der mit Gymnasialempfehlung zur Gesamtschule ging. Auch gute Schüler lernten besser, weil sie anderen viel erklären.

Sätze, denen die Autorin, 39, ehemals Gesamtschülerin, beipflichten kann. KAIJA KUTTER