: Verschlüsselte Hommage
Wie hätte Grieg geschrieben, wäre er Jazzer? Das „Geir Lysne Ensemble“ gibt mit „The Grieg Code“ Antworten
Kein Norweger kommt an Grieg vorbei. Auch Geir Lysne nicht. „Zwei Takte daraus, drei Oktaven tiefer und in der Umkehrung – und schon ist es eine coole Bassline“, konkretisiert der Jazzmusiker sein Verhältnis zum Romantiker. Sein aktuelles Projekt „The Grieg Code“, das er mit seinem 13-köpfigen Ensemble heute und morgen Abend im Rolf-Liebermann-Studio zur Aufführung bringt, kopiert und „verjazzt“ den Landsmann nicht einfach. Viel zu einzigartig sind dessen Kompositionen. Stattdessen lautet die Frage: Wie würde Grieg schreiben, wenn er ein Jazzer von heute wäre?
Was dabei herauskommt, ist eine eigentümliche Hommage per Verschlüsselung. Ein Grieg-Code, der selbst für Grieg-Spezialisten schwer zu knacken sein dürfte. Lysne nimmt nur einzelne Takte als Grundlage für seine von Jazz und skandinavischer Volksmusik geprägten Stücke. Und übersetzt sie in „musikalische Anagramme“. Eine Sopran-Gesangslinie wird zur Bassline, eine Violin-Phrase zum Drum-Groove. Und der Titel der jeweils zugrunde liegenden Kompositionen wird ebenfalls verschlüsselt und in ein Anagramm übersetzt.
Erkannt und wieder entschlüsselt werden soll der Code dabei übrigens gar nicht. Sondern gehört werden und für sich selbst wirken. Durchaus im Sinne Griegs: eine bezaubernde Poesie entfalten. Dann kommt den mit verschlungenen Melodien und bisweilen schrägen Taktzahlen bis zur Unkenntlichkeit verschlüsselten Grieg’schen Klanglandschaften das zu, was einem Anagramm im besten Falle eignet: ein neuer Sinn. MATT
Do, 16. 4. + Fr, 17. 4., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstraße 120