Gegenwind für Offshore-Kritiker

Neues Gutachten legt Vogelschutzgebiete in die Nähe geplanter Windparks. Umweltminister Sander sieht Planungssicherheit für Windkraft-Betreiber

hannover taz ■ Es geht um Millionen-Investitionen, die „Zukunftstechnologie“ Windkraft und um viele Jobs. Deshalb gab Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) ein Gutachten in Auftrag, das sein eigenes Gutachten, nach dem die Zwölf-Meilen-Zone vor der niedersächsischen Küste zum Vogelschutzgebiet auszuweisen sei, widerlegt. Gestern wurde es präsentiert.

„Fest steht: Der Vogelschutz und die geplanten Offshore-Windparks widersprechen sich nicht“, erklärte Sander. Die neue Datensammlung, die Vogelzählungen des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie mit denen der Windkraft-Betreiber zusammenführt, gebe den Investoren endlich Planungssicherheit. Schützenswerte Vögel wie der Sterntaucher oder die Sturmmöve sind danach nur in ziemlich großer Nähe zu den geplanten Windparks entdeckt worden. Enova, Energiekontor und Enercon wollen in Borkum-Riffgat vor der Nordseeinsel und in Nordergründe in der Weser-Mündung vor Bremerhaven zwei Offshore-Parks mit insgesamt 70 Windrädern errichten. Hätten dort Vogelschutzgebiete ausgewiesen werden müssen, wären die Projekte unwirtschaftlich geworden. Der Grund: Die Betreiber hätten keine Zuschüsse für den Windstrom bekommen.

Die neue Expertise sei „kein Gefälligkeitsgutachten“, betonte Sander. Zwar habe auch das neue Gutachten ergeben, dass am geplanten Standort Nordergründe Herings- und Sturmmöven vorkommen, sagte Dieter Todeskino von der Oldenburger IBL-Umweltplanung, der Gutachterfirma, die für die Bremer Energiekontor arbeitet. Allerdings nur, weil sie den dort schwimmenden Fischkuttern hinterherfliegen. Todeskino: „Da müsste man ja um jeden Kutter ein Vogelschutzgebiet ausweisen.“

Kai Schöneberg