piwik no script img

Archiv-Artikel

Sibelius heizt ein, Beatles reißen hoch

Ungebrochener Erfolg zwischen Barockmusik, Pop und Volksliedern: Die „King‘s Singers“ gastierten in der Glocke

Nimmt man noch die drei Jahre vor der eigentlichen Gründung des Vokalsextettes „The King‘s Singers“ 1968 hinzu, so sind es 38 Jahre, in denen die sechs Männer nun schon Musik auf oberstem Niveau machen. Unfassbar, singen und klingen sie doch in der Besetzung Countertenor I und II, Tenor, Bariton I und II und Bass so frisch wie eh und je. Über das Geheimnis ihres Erfolges, den die sechs nun in der gut besuchten Glocke einmal mehr unter Beweis stellten, kann man nur spekulieren.

Ein Grund könnte das Nebeneinander von künstlerischer Kontinuität und die Offenheit für neue Ideen in Sachen Repertoire und Interpretation sein. Dabei haben die „King‘s Singers“ ihr unorthodoxes Profil im Prinzip nicht verändert: Sie singen Renaissance- und Barockmusik, sie singen Pop und Volkslieder, sie vergeben Aufträge für zeitgenössische Komponisten. Jede Interpretation ist ausgezeichnet durch eine extrem sorgfältige Suche nach Klangfarben, durch ein enormes Maß an Homogenitität und bei den Solostellen durch eine sorgfältige Herausarbeitung der jeweiligen Musikercharaktere, die in der Regel besonders ihren Humor allzu gerne ausspielen.

Das Herz des Publikums schlägt im populären Bereich, wie auch jetzt wieder in der Glocke zu hören war. Herzlicher Beifall für die stilsicher und zauberhaft gesungenen italienischen Madrigale von Heinrich Schütz, distanziertes Lob für den Zyklus „Rakastava“ von Jean Sibelius und das eher neoklassizistisch spröde „The house of winter“ von Peter Maxwell Davis, interessierte Anteilnahme an Francis Poulencs sehr witzigen Bearbeitungen von sechs „Chansons francaises“, aber kein Halten mehr bei den Wiedergaben der Lieder der Beach Boys, der Beatles und der Comedian Harmonists, von denen für „Wochenend und Sonnenschein“ ein ganzes Orchester imitiert wurde.

Weitere Pluspunkte sammeln sie weiterhin durch ihre launigen Ansagen, für die jeder mal dran ist – „Der Text ist sehr schnell und sehr komplex. Also: viel Glück“ – und den unaufdringlichen Einsatz von szenischen Elementen, etwa wenn der Bariton Philip Lawson während eines Liedes einschläft und links und rechts gestützt werden muss. Ute Schalz-Laurenze