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Linke warnen vor Eskalation in Nahost

Die Palästinenserin Aida Touma-Suliman und die Israelin Miri Weingarten werben in der Alten Feuerwache Köln für Integration statt Trennung in Israel/Palästina. Einige Zuhörerinnen vermissen eine Diskussion und gehen

Köln taz ■ Der geplante Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen könnte den Nahostkonflikt verschlimmern. Das befürchtet Aida Touma-Suliman von der Organisation „Women against Violence“, die am Montag Abend in der Alten Feuerwache in Köln mit der Israelin Miri Weingarten von „Ärzte für Menschenrechte“ und Vertretern von „medico international“ über die Zukunft in Israel und Palästina diskutierte.

Der Abzug aus dem Gazastreifen sei kein Ergebnis von Verhandlungen, sondern lediglich ein Angebot der israelischen Seite, argumentierte Touma-Suliman. Aus diesem Grund sei es den Israelis jederzeit möglich, wieder in das Gebiet einzumarschieren. Die Bevölkerung lebe damit in ständiger Unsicherheit und Angst. Die israelische Bürgerin arabischer Herkunft fürchtet auch, dass Scharons Angebot Forderungen nach sich ziehen könnte. So verlange zum Beispiel die radikale Rechte im israelischen Parlament, dass im Gegenzug alle Palästinenser Jerusalem verlassen sollten.

Gleicher Meinung waren Touma-Suliman und Weingarten darüber, wer größere Schuld an der Verhärtung der Fronten in Nahost trage. „Viele Menschen hoffen, dass nach Arafats Tod eine neue Option auf Frieden entstehen könnte“, sagte Touma-Suliman. Tatsächlich sei es aber die israelische Regierung, die den Frieden verhindere.

Weingarten prangerte die Radikalisierung der israelischen Politik an. Obwohl es ein Recht auf Familienzusammenführung gibt, werde mit Israelis verheirateten Palästinensern heute oft verwehrt, in Israel zu leben. „Die Trennung wird verstärkt. Statt Integration gibt es Isolation“, so die in Berlin lebende Israelin. Gegen diese Politik kämpften leider immer weniger Menschen an. „Nur radikal linke Aktivisten unterlaufen diese Politik der Trennung. Der gemäßigten Linken ist dieses Ziel mittlerweile zu radikal, als dass sie es mittragen würden“, so Weingarten.

Beide Frauen waren sich darin einig, dass humanitäres Engagement allein nicht ausreiche und nur politische Arbeit zu einer Lösung führen könne. Aus diesem Grund sieht Weingarten auch die Arbeit verschiedener israelischer Frauenorganisationen kritisch; diese seien zwar bestrebt, Palästinenserinnen zu helfen, bezögen aber nicht eindeutig Stellung.

Nicht bei allen Besucherinnen und Besuchern der Kölner Veranstaltung kam diese Position gut an. „Wir helfen auch arabischen Frauen und Kindern. Was Sie da sagen, ist nicht fair“, beschwerte sich eine Teilnehmerin, die sich in einer israelischen Frauenorganisation engagiert. Einige Besucherinnen hörten sich gar nicht bis zum Ende an, was Weingarten und Touma-Suliman zu sagen hatten. „Ich wollte selbst auch etwas sagen. Aber die hören ja nicht mehr auf zu sprechen. Schade. Wenn das hier ein Vortrag und keine Diskussion ist, haben wir hier wohl nichts zu suchen“, beklagten sich die Frauen, nachdem sie wütend den Saal verlassen hatten.

Claudia Lehnen

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