: Das nächste heiße Ding
Geht doch: „nuBox“ fusionieren elektronische Beats mit Jazz. Und die Trompete flüstert, schreit und ächzt
Vor 20 Jahren gingen Blue Box in die Jazzlexika ein, als das erste Album des Trios herauskam und umgehend den Deutschen Schallplattenpreis erhielt. Die Newcomer wurden zum wichtigen Jazzfest Berlin eingeladen. Nur die Puristen zeigten sich entsetzt: die Stücke passten ja ins poptaugliche Dreieinhalbminutenformat!
Heute hat sich die Welt auch im Jazz ein gutes Stück weiter gedreht und Blue Box starten ihren Relaunch mit neuem Album (sonic screen, nach zehn Jahren Pause) und neuem Bandnamen. nuBox heißt die Kiste jetzt – mit Betonung auf der klein geschriebenen Vorsilbe. Dennoch, das Trio ist seinem Konzept treu geblieben: Elektronische Beats verschmelzen mit dem akustischen Sound von Trompete, Kontrabass und Drums.
Das groovt enorm und relaxt, ist aber dabei hochspannend zu verfolgen. Suchende nach dem nächsten heißen Ding nach St. Germain und Nils-Petter Molvær dürfen sich freuen, nuBox haben einen eigenen Weg ins neue Jahrhundert gefunden. Handelsüblicher Crossover-Jazz blieb dabei genauso konsequent links liegen wie loungige Ambient-Untiefen. Manchmal erinnert die Musik an die Funk- und Zouk-Grooves von Miles Davis‘ späten Alben, gebeamt in eine Zukunft, die gerade erst beginnt. Doch wie Reiner Winterschladen beispielsweise seine Trompete mit rauher Stimme flüstern, schreien und auch wieder ächzen lässt, ist längst sein eigenständiges Markenzeichen geworden.
Hamburger kennen den Bläser aus dem Pulk der NDR Bigband – mit nuBox zeigt er persönliche Vorlieben: Groove ist wichtig, und Ausdruck. Darin stimmen seine Trio-Kollegen durchaus mit ihm überein, ihre Musikelektronik bedienen sie so expressiv wie die herkömmlichen Instrumente auch. Diesem Trio muss man genau auf die Finger sehen. Tobias Richtsteig
Heute, 21 Uhr, Birdland