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Archiv-Artikel

Schulen melden mehr Gewalt

Bildungsverwaltung hat im vergangenen Schuljahr 560 Gewalttaten registriert, das ist ein Anstieg um ein Drittel. Staatssekretär führt das vor allem auf ein verändertes Meldeverhalten zurück

VON SABINE AM ORDE

Die Schulen melden immer mehr Gewaltdelikte. Im vergangenen Schuljahr wurden in der Bildungsverwaltung insgesamt 560 solcher Vorfälle in Klassenräumen, auf dem Pausenhof und dem Schulweg registriert. Das ist ein Drittel mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum Schuljahr 2001/02 hat sich die Anzahl sogar mehr als verdoppelt.

„Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil des Anstiegs auf die Erhellung der Dunkelziffer zurückgeht“, sagte Bildungsstaatssekretär Thomas Härtel (SPD) gestern bei der Vorstellung der Zahlen. Die Sensibilität von LehrerInnen und Eltern im Umgang mit dem Thema sei gestiegen. „Aber es ist ein Anstieg und der fordert uns zum Handeln auf.“

Registriert werden Gewalttaten von der Beleidigung bis zu tätlichen Angriffen. „Die größte Sorge bereitet uns die Zunahme der Körperverletzungen“, so Härtel. 182 schwere Fälle wurden im vergangenen Schuljahr gemeldet, im Jahr zuvor waren es mit 84 weniger als die Hälfte. Auch die Meldungen der leichten Körperverletzungen nahmen von 147 auf 183 zu. Zudem wurden 96 Bedrohungen, 11 Sachbeschädigungen und 24 Raubtaten sowie 39 extremistische Vorfälle (Vorjahr: 26 Fälle) gemeldet, die weitaus meisten davon aus dem rechten Spektrum. In insgesamt 63 Fällen waren Waffen im Spiel: 38 Messer, 8 Pistolen und 17 andere waffenartige Gegenstände.

Der Anteil nichtdeutscher Jugendlicher an den Tätern sei überproportional, so Härtel. Besorgnis erregend sei auch die gestiegene Aggressivität gegenüber LehrerInnen, sagte der Staatssekretär. Bei der Hälfte der 122 (Vorjahr: 96) gemeldeten Angriffe auf LehrerInnen wurden diese verletzt.

Härtel warnte dennoch davor, Schulen als „Horte der Gewalt“ darzustellen. Die Zahl der gemeldeten Fälle entspreche bei rund 1.000 Berliner Schulen mit 460.000 SchülerInnen einem Vorfall in jeder zweiten Schule pro Jahr. Neben „repressiven Maßnahmen“ müsse dem Phänomen vor allem mit Prävention begegnet werden, sagte Innenstaatssekretär Ulrich Freise. Härtel kündigte an, gemeinsam mit Schulpsychologen sei ein Notfallplan für den Umgang mit Gewalt entwickelt worden.

Der Bericht „Gewaltsignale an Berliner Schulen“ ist im Internet unter www.senbjs.berlin.de zu finden