: Gericht lobt Demonstranten
Das gab’s noch nie. Von der Richterbank des Bundesverfassungsgerichts wurde gestern eine Demonstration ausdrücklich begrüßt. Gleich zu Beginn der Verhandlung über Studiengebühren erklärte Vizepräsident Winfried Hassemer, es entspreche einer „guten republikanischen Tradition“, dass sich Studierende in die Belange der Gesellschaft einmischen. 7.000 Studierende hatten die Demo-Anmelder gezählt, immerhin 3.000 die Polizei, tatsächlich zogen noch immerhin einige hundert gestern in Karlsruhe tatsächlich vom Uni-Campus zum Marktplatz. „Wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“, riefen sie in Sprechchören. „Studiengebühren lösen kein einziges Problem, sondern verschärfen nur die Krise des Bildungssystems“, war die zentrale Botschaft der Demo. Ob es was genützt hat? Winfried Hassemer meinte immerhin, dass das Engagement der Studierenden bisher meist für die Gesellschaft nutzvoll war. Wahrscheinlich waren die Richterworte nur der Dank dafür, dass das Gericht nicht belagert wurde – was taktisch auch nicht klug gewesen wäre. Die Demonstranten zogen in Abweichung von ihrer genehmigten Route am Gericht vorbei und zerstreuten sich anschließend im Schlosspark. CHR