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Archiv-Artikel

wendländisches tagebuch (ende): 10.11.2004 Nach dem Castor ist vor dem Castor

In Gedanken ist er schon beim nächsten Transport. Uwe Zitterbart aus Gedelitz über den Tag danach

Ich versuche, alles zu verarbeiten, zu erfahren, was draußen ankommt. Und dann liest man Sachen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Die Polizei lobt die faire Auseinandersetzung. Ich frage mich, auf welcher Veranstaltung die waren.

Das hier war eine Massenvergewaltigung. Die Polizei macht sich zum Handlanger der Energiekonzerne, damit die Bevölkerung nicht zu sehr zappelt. Wir bewegen uns hier an einer Grenze. Seit 27 Jahren gibt es Widerstand gegen Gorleben, seit acht Jahren demonstrieren wir gegen den Castor-Transport. Da fragt man sich automatisch: Welche Möglichkeiten hat der gewaltfreie Widerstand? Ich will ja, dass der Widerstand weiterhin gewaltfrei bleibt.

In den Medien wird viel verniedlicht. Polizei und Politik versuchen, den Ball Gorleben niedrig zu halten. Sie wollen, dass so wenig wie möglich in die Öffentlichkeit kommt. Was nicht gezeigt wird, hat nicht stattgefunden. Das macht mir Angst. In diesem Jahr gab es den ersten Toten, ein Unfall. Aber die Maschinerie läuft eiskalt weiter.

In Gedanken sind wir schon im nächsten Jahr. Nach dem Castor ist vor dem Castor. Aber was kann man beim nächsten Mal anders machen? Wo sind da die Grenzen? Das Maß ist schon unheimlich lange voll. Wer die Castor-Transporte in dieser Form weiter durchziehen will, der riskiert irgendwann eine Katastrophe.

Protokoll: Jan Zier