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Archiv-Artikel

Weniger Hass

Naher Osten in Bremen I: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert Aufruf zu Judenhass in palästinensischen Medien

Bremen taz ■ Die Antwort war gegeben, noch bevor der Abend begann. „Gibt es eine neue Erziehung zum Judenhass in der palästinensischen Gesellschaft?“ fragte die Deutsch-Israelische Gesellschaft am Jahrestag der Reichspogromnacht in der Villa Ichon. „Gibt es!“ rief ein älterer Herr im Publikum entschieden in den bestuckten Raum – bevor der Referent den Mund öffnen konnte.

„Gibt es“, war allerdings auch die Antwort des Referenten Itamar Marcus von der Palestinian Media Watch. Die Palestinian Media Watch ist eine Lobbyorganisation aus Israel, die palästinensische Medien beobachtet. Die These von Marcus: Die Palästinensische Autonomiebehörde verherrlicht in Fernsehen, Radio und Zeitung Selbstmordattentäter und erzieht Kinder zu lebenden Bomben.

Von einer Kugel getroffen sinkt der palästinensische Junge langsam in den Staub. Ein Mann singt dazu voller Emphase: „Wie süß ist der Märtyrertod, wenn ich dich, mein Land, umarmen darf.“ Ein Clip, der zwei Jahre lang jeden Tag im palästinensischen Fernsehen lief. Und einer der Belege von Marcus an diesem Abend. So, wie das 11-jährige Mädchen, das in einer Fernsehshow berichtet, der Tod im Kampf gegen Israel sei auch ihr Ziel, schließlich käme man so ins Paradies. Oder das Kreuzworträtsel in einer Zeitung. Unter „jüdische Eigenschaft“ lautet die richtige Antwort: „Heimtücke“.

Viele waren indes nicht in die Villa gekommen, um all das zu hören, vielleicht 30 Menschen, die meisten älter, die meisten Mitglied in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. „Es gibt eine verständliche, aber unberechtigte Scheu, über diese neue Form des Antisemitismus zu sprechen“, sagt Hermann Kuhn, Vorsitzender Gesellschaft in Bremen. Viele seien besorgt, dass bei solchen Diskussionen der Islam insgesamt diskreditiert werde – das sei aber nicht beabsichtigt.

Wäre es aber nicht ohnehin sinnvoller, die Propaganda auf beiden Seiten – auf der palästinensischen und der israelischen – zu betrachten, um den Nahost-Konflikt zu begreifen? Sicher, meint Kuhn, könne man machen. Die palästinensische Seite käme dabei aber immer noch schlecht weg. Er glaubt: „In Israel gibt es radikale politische Positionen. Aber rassistische Herabsetzung werden Sie dort nirgends in den Medien finden.“ Dorothea Siegle