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Archiv-Artikel

Nordbank feuert Vorstandsmitglied

Aufsichtsrat des kriselnden Geldinstituts beurlaubt Organisationschef Roth. Weitere Zusammenarbeit sei unzumutbar. FDP in Kiel hält CDU-Finanzminister Wiegard für überfordert und peinlich, Hamburgs SPD will detaillierte Aufklärung

Die HSH Nordbank will sich von einem ihrer Vorstandsmitglieder trennen. Der Chief Operating Officer Frank Roth wurde am Donnerstag beurlaubt. Der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats habe „Sachverhalte zur Kenntnis genommen“, die eine weitere Zusammenarbeit mit Roth „unzumutbar machen“, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Peiner mit. „Zur weiteren Sachaufklärung notwendige Schritte“ würden eingeleitet. Eine Nordbank-Sprecherin wollte zu dem „schwebenden Verfahren“ keine Stellungnahme abgeben.

Der Informatiker Roth ist erst seit dem 1. Juli vorigen Jahres im Vorstand der HSH Nordbank zuständig unter anderem für Revision, Personal und IT / Organisation. Nach taz-Informationen sollen die Vorwürfe gegen den 49-Jährigen auf „persönliche Verfehlungen“ zielen. Einen direkten Zusammenhang mit der Finanzkrise der Bank gebe es demnach nicht.

Nach Angaben der DPA soll der Rauswurf im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines vertraulichen Papiers im Stern stehen. Roth stehe im Verdacht, die Informationen über einen internen Risikobericht an den Aufsichtsrat vom April 2008 weitergegeben zu haben. Dort ist von „nicht ausreichenden Überwachungsinstrumenten“ und einer „fehlerhaften Bewertungsmethode in den zentralen Instrumenten des Risikocontrollings“ die Rede gewesen.

Als „nur noch peinlich“ hat indes der FDP-Fraktionschef im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, CDU-Finanzminister Rainer Wiegard bezeichnet. Der hatte am Mittwoch in einer Reaktion auf den Stern-Bericht erklärt, im Bankvorstand sei bereits zum 1. Oktober 2007 der Posten eines Risikomanagers (Chief Risk Officer) geschaffen worden. Diese Aussage ist für Kubicki Anlass zu dem Befund, Wiegard sei als Finanzminister und Mitglied des Aufsichtsrats der Nordbank „überfordert“.

Denn laut Geschäftsberichten habe es diesen Posten schon lange vorher gegeben. Nach Vorlage des internen Berichts war der Amtsinhaber jedoch entlassen worden. Seit Juni 2008 ist die Stelle unbesetzt. Das alles hätte Wiegard wissen müssen, findet Kubicki. Nun solle der Minister dem Land einen letzten Gefallen tun und sein Amt aufgeben.

Detaillierte Aufklärung über den Risikobericht verlangt Hamburgs SPD. Fraktionschef Michael Neumann und der Abgeordnete Thomas Böwer reichten am Donnerstag zwei Anfragen an den Senat ein. Jetzt müsse „reiner Tisch“ gemacht werden, so Neumann. SVEN-MICHAEL VEIT