: Bessere Recherche hätte gut getan
betr.: „Gift in der Erde, Schokolade in der Luft“, taz 13. 11. 04
Schön, dass ihr mal einen Bericht über Stadtallendorf bringt. Nur hätte eine bessere Recherche dem Bericht und der taz besser getan. Und Herr Niedenthal als ehemaliger Kulturberichterstatter unseres Lokalblatts Oberhessische Presse hätte es besser wissen können.
Zu den Fakten: Türkische Gastarbeiter (was für ein Begriff nach einigen Jahren Migrationsdiskussion) arbeiten in der Regel nicht für Ferrero, sondern für eine mittelständische Eisengießerei, auch auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik, die sie vor zirka 30 Jahren angeworben hat.
Die Arbeitslosigkeit in unserer Region liegt bei 7 Prozent und nicht bei den behaupteten 15 Prozent Es ist allgemein bekannt, dass die beiden Fabriken schon 1943 von Engländern und Amerikanern aufgeklärt waren. Auch ist allgemein bekannt, dass das Steinlager schon als Unterkunft für die Arbeiter der Sprengstoffwerke zu Kriegszeiten bestand und nach dem Krieg natürlich von Vertriebenen bewohnt wurde.
Es stimmt nicht, dass sich in Stadtallendorf niemand an Zwangsarbeiter der DAG und Wasag erinnert. Nicht Marburger Studierende – aus Marburger Sicht sieht man das wohl gerne so –, sondern Schülergruppen der ortsansässigen Schulen in Stadtallendorf und Kirchhain (Oberstufe) haben in den 80er-Jahren durch entsprechende Arbeiten, für die sie einen Preis bekamen, den Anstoß für Nachforschungen und Gründung des Dokumentations- und Informationszentrum gegeben. 1992 hatte die Stadt die 1.000 ehemaligen jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn zu einer Begegnungswoche eingeladen. Über 200 sind gekommen.
Und diese Arbeit wird in Stadtallendorf bis heute fortgeführt. Erst Anfang Oktober waren fünf ehemalige italienische Zwangsarbeiter für eine Woche auf Einladung der Schule in Stadtallendorf.
Die Sanierung der Altlasten wurde schon Ende der 80er-Jahre durch den ehemaligen stellvertretenden Landrat Rainer Baake, heute Staatssekretär bei Frau Künast, begonnen.
HELMUT HERMANN, Wohratal