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Archiv-Artikel

Öko, aber trotzdem reich

Ex-Chef der Mannheimer Energiewerke wird „Ökomanager des Jahres“. Roland Hartung verdiente mit regenerativen Energien richtig Geld. Die Strombranche mag ihn nicht

FREIBURG taz ■ Höhere Öko-Weihen gibt es kaum. Roland Hartung, ehemaliger Chef der Mannheimer MVV Energie AG, erhält in diesem Jahr die Auszeichnung zum „Ökomanager des Jahres“ für den Bereich Konzerne. Der Preis wird alljährlich verliehen von der Umweltstiftung WWF und dem Wirtschaftsmagazin Capital.

Ausschlaggebend für die Auszeichnung war Hartungs Einsatz für erneuerbare Energien und Energieeffizienz – ein in der deutschen Energiewirtschaft noch seltenes Engagement. Der Jurist und Volkswirt wurde 1998 Vorstand der damals neu gegründeten MVV Energie AG. Der 67-jährige brachte das ehemalige Mannheimer Stadtwerk im März 1999 an die Börse. Seither wühlte er die Branche immer wieder mit Aussagen auf, die man bei atomfixierten Mitbewerbern nicht gern hörte. „Regenerativen Energien gehört die Zukunft“ ist einer der Sätze, mit denen die MVV warb. Das Portfolio des Energiekonzerns umfasst neben Holzkraftwerken auch eine Windenergie-Tochter, eine Solarfabrik und Erdwärmeprojekte. Im Jahre 2008, so Hartungs Ziel, sollte die Hälfte des MVV-Stroms aus regenerativen Quellen kommen. Daran muss sich nun auch Nachfolger Rudolf Schulten messen lassen, der Anfang Oktober das Ruder übernahm. Als Chef des fünftgrößten deutschen Stromversorgers galt Hartung bei den vier großen Konzernen (Eon, RWE, EnBW und Vattenfall Europe) stets als Enfant terrible. Sei es, weil er wiederholt mangelnde Transparenz im Strommarkt konstatierte. Oder weil er gegen Tabus der Branche verstieß. So sagte Hartung scheinbar nebenbei, dass Energie heute „viel zu billig“ sei: „Wenn ich Strom verramsche, schaffe ich keinen Anreiz für Sparsamkeit.“ Sparsamkeit sei notwendig, denn sie bedeute „besseren Umgang mit Ressourcen“.

Heute reden auch andere Stromunternehmer so. Lange Zeit war Hartung jedoch in „seiner Branche ein Revoluzzer“, wie die Financial Times Deutschland einmal schrieb. Und er verdiente mit seinen grünen Ideen auch Geld. Zum Beispiel sanierte die MVV die Energieversorgung von Langnese-Iglo im nordrhein-westfälischen Reken. Heute spart der Hersteller von Tiefkühlware Energie, die eingesparten Kosten bekommt die MVV. Nach ein paar Jahren gehört Iglo dafür die neue Energieversorgung. Trotz seiner grünen Überzeugungen war Hartung 33 Jahre lang für die CDU im Gemeinderat der Stadt Mannheim. Dreimal wollte er sich zwischen 1972 und 1983 Oberbürgermeister werden. Die Arbeiterstadt Mannheim wählt jedoch traditionell SPD. BERNWARD JANZING