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Archiv-Artikel

Öffentliche Affären

Der Ruf von PR-Arbeit hat hierzulande spätestens seit Moritz Hunzinger gelitten. Dabei geht es doch nur um Outsourcing

BERLIN taz ■ Die Politikberatung boomt. Zwischen 30.000 und 50.000 PR-Berater gibt es in Deutschland, schätzt die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG). Der Trend geht zu „Public Affairs“, mit anderen Worten: Lobbyarbeit – für oder gegen die herrschende Politik. Einfluss nehmen auf Entscheidungen, Images aufbauen – auch gezielt vernichten. Im Tagesgeschäft heißt das vor allem: Kommunikation herstellen, koordinieren, optimieren. Oder eben auch beim Umbau einer Institution mitwirken – wie jetzt bei der Bundesanstalt für Arbeit. Seit der Affäre um den PR-Berater und Beziehungsmakler Moritz Hunzinger im Jahr 2002, der Politikern wie Cem Özdemir auch schon mal mit einem Privatkredit aushalf, ist der Ausdruck „Public Affairs“ negativ besetzt.

Die Branche möchte sich nicht ihren Ruf verderben lassen. Das Einzige, was Moritz Hunzinger mit „Public Affairs“ zu tun habe, sagt der DPRG-Vorsitzende Jürgen Pitzer der taz, sei folgende Übersetzungsvariante: „eine einzige öffentliche Affäre“. Doch abgesehen vom Fall Hunzinger versteht Pitzer die Unruhe um den Einzug seiner Kollegen in den Politikbetrieb nicht: „Wenn jemand fachlichen Rat in Anspruch nimmt, wird er geohrfeigt.“ Es sei eben wie in der Autoindustrie: Was die Automobilhersteller selbst nicht leisten können oder wollen, das lassen sie machen, „im Auftrag und nach klaren Vorgaben“ – Outsourcing eben. Insofern gehe auch die für 2004 vorgesehene Steigerung des PR-Etats der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Ordnung. Schließlich bereite die Umstrukturierung der Arbeitsvermittlung „erheblichen Aufwand“.

Außerdem bietet solch extern zugekaufte Beratung – wie die Tätigkeit von Unternehmensberatern ganz allgemein – noch einen meist nicht ganz unerwünschten Nebeneffekt: Auf die externenen Dienstleister lässt sich ein Teil der eigenen Verantwortung abwälzen, zum Beispiel wenn Entlassungen anstehen.

Eine der wichtigsten Fragen zur jetzt geplatzten Zusammenarbeit von BA und der Beratungsfirma WMP wird nun aber wohl gar nicht mehr gestellt: Was qualifizierte WMP eigentlich für den Job? THS, STG