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Archiv-Artikel

ver.di tutet ins Versorger-Horn

Gewerkschaft hält Hoffnungen auf Preissenkung bei Strom für überzogen und schreitet damit Seit an Seit mit den Stromkonzernen

hamburg dpa/taz ■ Die Gewerkschaft ver.di hält die Hoffnungen auf Kostensenkungen durch die geplante Netzregulierung im Strom- und Gasmarkt für überzogen. Der Anteil der Netzgebühren am Strompreis liege für den Endkunden bei etwa 30 Prozent, während Steuern und Abgaben rund 50 Prozent des Preises ausmachten, sagte Udo Bottländer vom ver.di-Bundesvorstand gestern auf einer Energiekonferenz in Lübeck. Das könne die Versorgungssicherheit beeinträchtigen.

Wenn die Kosten für die Nutzung von Leitungsnetzen künftig auf Druck von Politik und Öffentlichkeit zu niedrig kalkuliert würden, blieben Investitionen für die Erhaltung und den Ausbau des Leitungsnetzes auf der Strecke, mahnte Egon Westphal von der E.on Netz GmbH. Diese Entwicklung sei zum Beispiel in Großbritannien und den Niederlanden zu beobachten gewesen. Allerdings sind die Investitionen in die deutschen Stromnetze bereits in den vergangenen fünf Jahren stark zurück gegangen, ohne dass es eine Regulierung gegeben hätte.

Vom Juli 2005 an müssen die Stromversorger die Kosten für die Nutzung der Leitungsnetze im Strompreis gesondert ausweisen. Ziel ist es, die Preisstruktur für die Kunden transparent zu machen. Dazu müssen Stadtwerke den Netzbetrieb von ihren übrigen Bereichen, etwa dem Vertrieb, personell und rechtlich trennen. Das führe zu höheren anstatt zu niedrigeren Kosten, monierte der Geschäftsführer der Energie und Wasser Lübeck GmbH, Kurt Kuhn.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) rechtfertigte dagegen die geplante Regulierung. Die im EU-Vergleich sehr hohen Netzgebühren vor allem der großen Netzbetreiber seien ein Wettbewerbshindernis und ein Ärgernis für die Verbraucher. Viele kleine Stromanbieter – unter ihnen die Ökostrom-Anbieter Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und Naturstrom – fühlen sich durch die derzeitigen Netznutzungsentgelte benachteiligt. Sie haben die Regulierung gefordert. gernot knödler