: Neue Hoffnung für die Schülerläden
Senat und freie Träger einigen sich auf eine Rahmenvereinbarung für die künftige Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern. Auch kleine Schülerläden dürfen mit Schulen kooperieren. Dennoch droht vielen das Aus
Das Ende für viele kleine Schülerläden ist prinzipiell erst einmal abgewendet. Bei den Verhandlungen zwischen dem Senat und den freien Trägern zur künftigen Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern ist jetzt ein Durchbruch erzielt worden, wie die die Verhandlungsführer gestern mitteilten. Ab dem kommenden Schuljahr können weiterhin Schülerläden in die Nachmittagsbetreuung einbezogen werden, dies war bislang umstritten. Wie viele Läden aber wirklich überleben, müssen nun die Gespräche vor Ort zwischen den Schulen, den Bezirken und den freien Trägern zeigen.
Diese Kooperationsgespräche können nun auf einer verbindlichen Grundlage fortgesetzt werden; für die Unterzeichnung einer entsprechenden Rahmenvereinbarung müssten nur noch Detailfragen abgestimmt werden, erklärte gestern die Schulverwaltung. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) freute sich, diesen „nächsten Schritt“ genommen zu haben. „Wir sind auf dem besten Weg zur Ganztagsbetreuung in Berliner Grundschulen.“
Der rot-rote Senat will ab dem kommenden Schuljahr die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder von den Horten und Schülerläden an die Schulen verlagern. Diese können mit freien Trägern und Schülerläden kooperieren, müssen aber nicht. Vor allem im Westteil der Stadt, in dem eine breite außerschulische Betreuungslandschaft entstanden ist, drohen nun Umstrukturierungsschwierigkeiten. Rund 33.000 Betreuungsplätze müssen dort von Horten und Schülerläden an die Schulen umziehen.
Der Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (Daks) begrüßte gestern den Durchbruch bei den Verhandlungen für die Rahmenvereinbarung. „Die Kuh ist aber noch nicht vom Eis“, so Daks-Sprecher Roland Kern. Für viele Schülerläden komme dieses Signal zu spät, zu einem Teil seien in den Bezirken schon Fakten geschaffen worden. „Ich hoffe, dass wir an möglichst vielen Standorten jetzt zu einer Lösung kommen“, sagte Kern.
Wie viele Kinder künftig aufeinen Betreuer kommen, steht noch nicht genau fest. Der bisherige Betreuungsschlüssel von 22:1 werde sich wohl leicht verschlechtern, so DaKS-Sprecher Kern. Letztlich könne man damit aber leben.
Der Kitaexperte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Martin Hoyer, geht von einem unveränderten Betreuungsschlüssel aus. Da die Betreuung im kommenden Jahr deutlich differenzierter werde, lasse sich dies schwer vergleichen. Klar sei aber: „Mehr Personal kriegen wir nicht.“
Rund 250 Schülerläden mit insgesamt 4.500 Plätzen gibt es zurzeit in Berlin, die meisten davon in den westlichen Innenstadtbezirken. Mit staatlichen Zuschüssen können künftig nur noch solche Läden rechnen, die mit einer Schule kooperieren. Bei den Schulen stoßen die Schülerläden, die ein Produkt der antiautoritären Bewegung sind, aber nicht immer auf Gegenliebe. Mancher Schülerladen wird deshalb dichtmachen oder sich künftig als Kinderladen um Vorschulkinder kümmern.
RICHARD ROTHER