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Archiv-Artikel

Zwischen Partnern – Frauen, Männer und die Harmonie

GESCHLECHTERKAMPF Barbara Keddi, Barbara Höll, Detlef Siegfried, Ilka Quindeau und Judith Luig

„Über 7 Brücken kannst du gehn!“, lautete die Ausgangsthese der Soziologin Barbara Keddi, die sieben Jahre lang 127 Frauen und deren Partner im Alter zwischen 20 und 27 befragt hat. Es ging dabei um deren „Lebensthemen“. Diese seien „nicht geschlechtskodiert“ und hießen: „Familie“, „Karriere“, „Doppelorientierung“, „eigener Weg“, „Suche nach Orientierung“, „gemeinsamer Weg mit Partner“ und „Lebensbewältigung“. Die aber sei kein „Thema“, sondern eher ein dumpfer Kampf ums Dasein. Seltsam, ich wollte im Laufe meines Lebens diese ganze „Vielfalt“ von Geschlechterverhältnissen „verwirklichen“ – und endete beim letzten Thema, das keins sein soll.

Die von Keddi befragten Frauen blieben dagegen bei ihrem, aber alle mussten es in ihrer Beziehung mühsam und immer wieder aufs Neue aushandeln. Insbesondere beim Thema „Familie“ prallen die noch immer sehr unterschiedliche Vorstellungen von Mann und Frau aufeinander. Am Ende bestätigte sich für die Soziologin eine Weisheit ihrer Oma: „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Das provozierte die Rückfrage: „Aber ist das Gleiche auch dasselbe?“

Die Psychologin Ilka Quindeau fragte: „Sind Lebensthemen wirklich unabhängig vom Geschlecht?“ Sie empfahl, mehr auf Gemeinsamkeiten als auf Unterschiede zu achten, während der Jugendforscher Detlef Siegfried aus Kopenhagen meinte, man müsse die Veränderung der Lebensthemen und Konflikte historisch sehen. So hätten die skandinavischen Länder zwar die Frauenerwerbstätigkeit ökonomisch und politisch vorangebracht, aber in kultureller Hinsicht seien sie weniger erfolgreich gewesen. Die vierte Podiumsteilnehmerin, Barbara Höll von der Partei Die Linke, war jedoch als Ostlerin nicht davon abzubringen, dass man den Frauen vor allem politisch beistehen müsse, um ökonomisch gleichzuziehen – „alles andere is nischt“. Ich hoffe, sie meinte damit, dass man dieses „Thema“ den Repräsentanten politisch aufzwingen müsse – durch Druck von unten.

Der Jugendforscher sprach abschließend von den „Mühen der Ebene“. Die Veränderungen in den Beziehungen müssten von jedem im Alltag durchgesetzt werden. Einer Feministin im Publikum war das alles zu wenig radikal und zu harmonisch: Man dürfe nicht einfach die unreflektierten Wünsche der jungen Generation tolerieren, sondern müsse auf sie einwirken. Für mich kam diese Mahnung der Bremerin leider viel zu spät.

HELMUT HÖGE