: Kein Bock auf Luxuskrempel
KAUFHAUSAUSVERKAUF Der Karstadt-Konzern stößt sein Flaggschiff Alsterhaus ab und lagert es zusammen mit Karstadt Billstedt in eine neue Gesellschaft aus
Der ins Straucheln geratene Karstadt-Quelle-Handelskonzern Arcandor wird sein Edel-Flaggschiff Alsterhaus sowie die Karstadt-Filiale in Billstedt abstoßen. Das Alsterhaus soll mit den Premiumkaufhäusern KaDeWe in Berlin und Oberpollinger in München sowie weiteren Karstadt-Filialen in eine neue Gesellschaft namens Atrys outgesourct werden. Laut Gewerkschaft Ver.di sind davon 300 Arbeitsplätze im Alsterhaus und 100 in Billstedt betroffen. Über einen möglichen Personalabbau in anderen Hamburger Karstadt-Filialen machte der neue Konzernchef Karl-Gerhard Eick keine Angaben.
Das Edelkaufhaus am Jungfernstieg zählt auf seiner Verkaufsfläche mit vielen Luxusartikeln durchschnittlich täglich rund 20.000 BesucherInnen. Über den Umsatz des Alsterhauses schweigt sich Karstadt allerdings aus. In einer Mitarbeiter-Information begründete Konzernchef Eick gestern die Alsterhaus-Ausgliederung damit, dass die Premiumkaufhäuser international zwar „zu den erfolgreichsten und renommiertesten zählen“, sich aber vom Karstadt-Kerngeschäft unterscheiden. Karstadts Zielkundschaft sei die „profilierte Mitte der Gesellschaft“, nicht die Premium Group mit Luxus-Marken. Deshalb solle das Haus verkauft werden.
Für Ver.di-Fachbereichsleiter Ulrich Meinecke ist der Verkauf eine Fehlentscheidung. „In dem Haus wurde viel investiert und modernisiert, es läuft gut“, sagt Meinecke und fragt: „Warum es also versilbern und die Beschäftigten in die Ungewissheit schicken?“
Auch die Ausgliederung von Karstadt Billstedt hält Meinecke für falsch. Die Beschäftigten hätten immer wieder „einen Beitrag zur Sanierung und Umstrukturierung geleistet“, so der Gewerkschafter. „Wir erwarten, dass dies berücksichtigt wird.“
Im Alsterhaus selbst hat die Nachricht keine Panik ausgelöst. „Die Belegschaft hat es sehr gelassen aufgenommen“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Rudi Münz. Eine Ausgliederung oder ein Verkauf seien seit Wochen im Gespräch, deshalb sei die Nachricht nicht überraschend gekommen.
Münz sieht der Zukunft des Alsterhauses gelassen entgegen. „Wir sind sehr gut aufgestellt und erfolgreich, unser Sortiment ist optimiert und von der Kundschaft angenommen worden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Konzernchef Eick habe ja nicht gesagt, dass das Alsterhaus nicht profitabel sei, sondern nur, dass sich Karstadt aus dem Luxusgeschäft zurückziehen wolle. KAI VON APPEN
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