symphoniker
: Solidarität der Orchester

Die Solidarität der Orchester, bis an die Grenzen des eigenen Geldbeutels zu gehen, um die Berliner Symphoniker zu retten, verdient Bewunderung. Wann hat es das einmal gegeben, dass die eigenen Interessen nicht nur zurückgeschraubt wurden, um selbst den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Mit der Aktion wird ein Konkurrent auf der Musikbühne gestärkt. Mit der Reduzierung der eigenen Bezüge agiert man gegen das geplante Ausdünnen der Berliner Orchesterlandschaft und bekennt sich zugleich zu der künstlerischen wie sozialen Aufgabe der Symphoniker. Das Land wird sich schwer tun, nun zusätzliche Argumte der Abwicklung zu finden, kostet der Erhalt den Haushalt doch keinen Cent mehr.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Dennoch kann das Prinzip der Selbstbeschränkung oder besser Selbstausbeutung kein Maßstab für Rettungsaktionen sein. Gefragt ist vielmehr – nach dem eindeutigen Veto aller Berliner Orchester – der politische Wille, die künstlerische Arbeit der Symphoniker fortzusetzen. Eine Exekution derselben käme einer Ignoranz kultureller Bedeutung gleich, die mehrheitlich – durch Orchester und Kultursenator Thomas Flierl – gewünscht ist.

Für den Finanzsenator gibt es jetzt nur einen Weg, nämlich die Revision seiner Sparpläne. Thilo Sarrazin muss erkennen, dass der symbolische Akt der Solidarität mehr beinhaltet als der anvisierte symbolische Akt einer Schließung. Die Solidaraktion ist auf andere Weise ein Streik gegen die aktuelle Linie der Sparpolitik und deren Richtungsentscheidungen; nämlich der Glaube kultureller Ausdünnung als Mittel der Konsolidierung. Das Gegenteil ist der Fall: Der Orchesterprotest ist ein Signal, dass Widerstand nötig ist zur Konsolidierung – mittels Kultur als Wirtschaftsfaktor. Denn was hat Berlin anderes noch?