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Archiv-Artikel

Nein zu muslimischem Feiertag

Schily, Beck, Union und Kirchen lehnen Ströbele-Vorschlag ab. Der CDU-Politiker Schönbohm will lieber „Hasspredigern“ deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen

BERLIN epd/ap/taz ■ Die Forderung des Grünen-Fraktionsvizes Christian Ströbele nach einem gesetzlichen muslimischen Feiertag in Deutschland ist auf breite Ablehnung gestoßen. Innenminister Otto Schily (SPD) sprach gestern von einem „abwegigen Vorschlag“. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), wies darauf hin, dass sich Feiertage nach der Mehrheitsgesellschaft richteten. Der Leitende Bischof lutherischer Kirchen, Hans Christian Knuth, lehnte einen muslimischen Feiertag mit dem Hinweis auf Erschwernisse für Christen in muslimischen Ländern ab. Der Kirchenbeauftragte der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Johannes Singhammer, warf Ströbele vor, Unfrieden zu schaffen. Es sei grober Unsinn, christliche Feiertage gegen muslimische Feiertage auszuspielen. Es bleibe den Muslimen unbenommen, ihre Feiertage in Deutschland zu begehen.

Ströbele hatte der Welt gesagt: „Ich befürworte einen gesetzlichen Feiertag etwa zum Ende des Fastenmonats Ramadan.“ Dafür könne man einen der vielen christlichen Feiertage streichen. Ein islamischer Feiertag bedeute eine gesellschaftliche Aufwertung für die mehr als drei Millionen Muslime in Deutschland. „Genau solche Zeichen sind angesichts der Anschläge in Holland nötig“, erklärte Ströbele. Auch Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zeigte sich „offen für einen islamischen Feiertag“.

Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ging unterdessen mit einem ganz anderen Vorschlag in die Offensive. Seiner Meinung nach müsste islamistischen Hass- und Gewaltpredigern die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt werden. „Das ist wünschenswert“, sagte Schönbohm. „Wenn es rechtlich machbar ist, sollten wir das versuchen.“ Der deutsche Staat sei bei Einbürgerungen zu leichtfertig vorgegangen. Über Jahre hätten Menschen einen deutschen Pass bekommen, die nicht wirklich „zu unserer Gemeinschaft“ gehören wollten.

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