MAIDEN DAY
: Wie sie posen

Der Drummer hat eine neu angenähte Nase

Völker, schaut auf diese Hose! Eine mit überdimensionalen Fischschuppen in Tarnfaben besetzte enge Metallröhre, von der man fasziniert und angeekelt den Kopf nie wegwenden könnte, müsste sie nicht mit der unglaublichen Bühnendeko konkurrieren: eine zerfetzte Eddie-Totenkopf-Mumie in Sphinxform. Iron Maiden sind die Band mit dem schlechtesten Geschmack und den freundlichsten Herzen der Welt. Das war schon nach dem schönen Dokumentarfilm „Metal: A Headbanger’s Journey“ von Sam Dunn und Scot McFayden klar. Doch in ihrer neuen Doku „Flight 666“ lernt man die reizenden ältlichen britischen Metalheads richtig lieben.

Alle, wie sie da posen: Sänger Bruce Dickinson ist im zweiten Leben Pilot und fliegt die – natürlich – grässlich angemalte Maiden-Privatmaschine bei der Mammuttour selbst zwischen England, Indien, Australien, Südamerika und Kanada hin und her. Drinnen erklären kichernde Stewardessen in Maiden-Shirts die Sicherheitsvorkehrungen und werden von Band und Crew zur Melodie von „Go west“ mit „You’re shit – and you know you are“-Gesängen unterstützt. Bassist Steve mit Pony-Blondinen-Lockenmähne über dem faltigen Gesicht, der auf der Bühne mit dem Gitarrenhals Zuschauer abschießt, wird von seinen netten, mitreisenden Kindern als „schüchtern, zurückhaltend“ beschrieben. Der gütige barfüßige Schlagzeuger mit der neu angenähten Nase, der zusammen mit den Gitarristen zum Ausgleich Golfen und Tennisspielen geht. Dazu die nach einer Weile allerdings etwas gleichförmigen Bilder der internationalen Metalheads, die den Satansgruß formen, „Maideeenn!“ brüllen und danach verschämt kichern (Japan) oder einfach weinen, weil das Konzert zu Ende ist: Nur heute, am „Maiden Day“, kann man den Film in weltweit 450 Kinos angucken, z. B. im Zoo Palast. Also dann, Maideeenn! JENNI ZYLKA