schill : Stabil labil im Härtetest
Kreidefresser sehen anders aus. Ronald Schill ist der Alte geblieben, nur taktisch hat er dazugelernt. Er braucht die von ihm gegründete Partei, um seine Machtansprüche durchzusetzen, und diese Partei braucht ihn zum Überleben. Es ist ein Pakt auf Gegenseitigkeit, der am Sonnabend besiegelt wurde, der Burgfrieden in der Koalition hingegen ist brüchiger denn je.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Schill war und bleibt die Leitfigur derer, die durch ihn wurden, was sie sind. Von politischer Eigenständigkeit ist die Rechtsaußen-Truppe weit entfernt, so gern auch mancher das Banner übernehmen wollte, der vor kurzem noch Adjutant war. Die Partei aber will nicht gespalten, sondern geführt werden. Und dazu braucht sie – etwas anderes lässt ihr Weltbild gar nicht zu – den einen starken Mann.
Fester wird das Rechts-Bündnis in Hamburg dadurch keineswegs. Schon jetzt ist es, wie der Beinahe-Kollaps in der Vorwoche zeigte, stabil labil. Eine notdürftige Balance, die nunmehr einem Härtetest unterzogen wird.
Schill muss und will auf Kosten der FDP das schärfen, was er Profil nennt. Die Liberalen dürfen sich schon mal warm anziehen. Zugleich muss er mit der CDU und vor allem dem Bürgermeister eine Arbeitsebene suchen. Mag sein, dass dies des bloßen Machterhalts wegen gelingt, das Dreierbündnis aber würde auf Misstrauensbasis weitergeführt werden.
Wie lange dieses dünne Eis halten kann, ist mehr als ungewiss, denn Schill bleibt die personifizierte Unberechenbarkeit. Der nächste Ausbruch ist nur eine Frage der Zeit.