: Lindner bei FDP Spitze
Liberale wählten Europakandidaten. Eigentlicher Sieger ihres zweitägigen Parteitags aber ist der Fraktionschef
Vordergründig hieß der Sieger Stefan Beißwenger. Der Reinickendorfer FDP-Vize geht als Spitzenvorschlag der Berliner Liberalen in den Bundesparteitag, der Mitte Januar die Kandidaten zur Europawahl aufstellt. Er setzte sich in einer Stichwahl knapp gegen Parteijustiziar Hellmut Königshaus (53) durch, der schon 2002 knapp an einem Bundestagsmandat scheiterte. Da Berlin nur rund 3.000 der bundesweit 64.000 FDP-Mitglieder stellt, gilt es aber als fraglich, ob Beißwenger (36) einen aussichtsreichen Listenplatz erhält.
Eigentlicher Gewinner des zweitägigen FDP-Treffens war Martin Lindner, der Fraktionschef im Abgeordnetenhaus. Im direkten Vergleich mit Landeschef Günter Rexrodt und Bundeschef Guido Westerwelle hielt Lindner die beste Rede des Parteitags. Da bewerbe sich einer beim Bundeschef um Höheres, war zu hören. Dabei wiederholte Lindner durchaus Kritik, mit der er vor Monaten die Bundespitze verärgert hatte: Die FDP solle keine Klientelpolitik betreiben.
Lindner erhielt bei der Delegiertenwahl zum Bundesparteitag die meisten Stimmen. Wer wollte, konnte darin einen Vorgriff auf die Landesvorstandswahl im April sehen. Rexrodt will angeblich nicht mehr antreten, hat sich aber laut FDP-Sprecher Johannes Winter noch nicht definitiv festgelegt. Als mögliche Nachfolger gelten Lindner und Landesvize Markus Löning.
Die jüngste Diskussion um Rexrodts Vorstandstätigkeit bei der Beratungsfirma WMP sprach am Mikro nur der Jurist Peter Landauer an, der Rexrodt bei der Vorstandswahl 2002 herausforderte und beinahe schlug. Er hielt ihm Lobbytätigkeit und Interessenkonflikte vor und forderte ihn auf, Bundestagsmandat und FDP-Vorsitz aufzugeben oder ruhen zu lassen. Rexrodt ging am Parteitagsmikro nicht darauf ein. Vor Journalisten behauptete er: „Ich mache keine Lobbyarbeit.“ STEFAN ALBERTI