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Archiv-Artikel

Messlatte erhöhen

NIT verabschiedet sich vom reinen Stipendiensystem. Selbstzahler sollen auch Imagegewinn bringen

Heute feiert das Northern Institute of Technology (NIT) seinen fünften Geburtstag, doch statt Geschenke gibt es für die Studierenden eine böse Überraschung: Künftig will die von Unternehmen finanzierte Ingenieursschmiede mindestens ein Drittel eines Jahrgangs zur Kasse bitten. „Die Selbstbeteiligung der Studierenden muss wachsen“, sagte gestern NIT-Präsident Wolfgang Bauhofer. „Nur so können wir zu den internationalen Top-Business-Schools aufschließen.“

Das private NIT, das seit 1999 zusammen mit der Technischen Uni Harburg den englischsprachigen Master-Studiengang „Global Engineering“ anbietet, finanziert sich durch Studiengebühren. Die wurden bisher zu 100 Prozent von Sponsorenunternehmen gedeckt. Obwohl sich deren Zahl mit heute 27 nahezu verdreifacht hat, verabschiedet sich das NIT jetzt vom reinen Stipendiensystem. Schon aus dem nächsten Jahrgang sollen möglichst zehn der etwa 30 Anfänger die Gebühren von insgesamt 24.000 Euro selbst zahlen.

„Wir wollen die Messlatte damit noch höher anlegen“, erklärte NIT-Sprecherin Katja Caspar. Wer bereit sei zu zahlen, zeige hohe Motivation. „Wir kommen um Studiengebühren nicht herum“, betonte Klaus Landfried, Ex-Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, der extra zum Geburtstag gekommen war. Offenbar kann sich das NIT die Preise leisten. Jedes Jahr ringen etwa 1.000, in der Mehrzahl ausländische Bewerber in Tests um die drei Dutzend Studienplätze, Tendenz steigend.

Von den Absolventen gelangt zum Bedauern der Sponsoren nur ein Drittel bei ihnen in Arbeit. Denn viele stammen nicht aus der EU und müssen nach dem Studium ausreisen. „Unerträglich“ findet dieses geltende Recht NIT-Aufsichtsratschef Gottfried von Bismarck: „Sobald die Tinte auf dem Diplom trocken ist, müssen die Absolventen zum Flughafen.“ EVA WEIKERT