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Archiv-Artikel

BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNERFLOHMARKT: Boxi BUSFAHREN: 129er PIZZERIA: Street Credibility

FLOHMARKT: Am Boxhagener Platz

Jeden Sonntag verstopfen viele Menschen die Gegend rund um den Boxhagener Platz in Friedrichshain. Das klingt stressig, ist es aber nur, wenn man nicht früh genug da ist. Das ist am Sonntag auch nicht gerade einfach, bedeutet aber moderate 10 Uhr. Wegen Protesten von Anwohnern dürfen die Trödler sowieso nicht eher aufbauen. Als früher Vogel kann man hier noch viele Würmer, quatsch Schätze, aus den Kisten der Händler fischen. Die sind im Gegensatz zu anderen Flohmärkten nicht nur professionelle Trödler, sondern auch Normalbürger, die ihre Schränke ausgemistet haben. Für sieben Euro pro Meter Standgebühr könnte man das auch mal tun. Nachteil: Da muss man wirklich früh aufstehen, um einen Platz zu ergattern. Andererseits wurden hier auch schon vereinzelt verrückte Amerikaner gesichtet, die für die hässlichste Vase, ohne mit der Wimper zu zucken, 20 Euro hinblättern. Das lohnt sich. SH

Flohmarkt Boxhagener Platz, jeden Sonntag ab 10 Uhr, S+U Warschauer Str.

BUSFAHREN: Der 129er

Was ist da los? Eigentlich ist es doch so bei der BVG: Der Bus kommt, man rennt hinterher, um ihn doch noch zu kriegen. Man hat ihn, jedenfalls denkt man das. Dann ist man an der Tür. Dann hat der Busfahrer einen gesehen. Dann schaut er grimmig. Dann gibt er Gas. Und dann steht man da und denkt: verdammtes Berlin. Warum bin ich nicht in (Names des jeweiligen Kuhnestes einsetzen) geblieben?

Aber nun: Rennt man dem 129er Richtung Hermannplatz hinterher – und der Bus hält an. Schon zum zweiten Mal in Folge. Man steigt ein, sagt: „Danke, das ist aber nett“. Und der Busfahrer nickt freundlich. Als sei es das Selbstverständlichste.

Ist das ein Zufall? Oder ein – Vorsicht mit diesem Wort – Trend? Werden die Busse bald auch regelmäßig und pünktlich fahren? Steigt man demnächst in einen Bus ein, auf dem „Hermannplatz“ steht. Und er fährt nicht nur bis zum Oranienplatz? Sollte diese Reform gelingen, liebe Mitbürger, dann ist in diesem geliebten Land noch vieles möglich. Praktisch alles. pu

BVG, 129er, Grunewald bis Hermannplatz. Täglich. Einzelfahrschein 2.20 €, Kurzstrecke 1.20 €

PIZZERIA: Street Credibility

Sind stolz auf eine Metropole, die so metropolitan ist, dass auch mal die Kugeln fliegen? Dann zögern Sie nicht länger! Begeben Sie sich direkt in Gefahr, und zwar in der gefährlichsten Pizzeria von Neukölln: Früher von albanischen Schutzgelderpressern heimgesucht (bis die alten Besitzer nach Kreuzberg flüchteten), wird das „Roma“ inzwischen von ganz normalen, klassischen Räubern frequentiert – zuletzt vor zwei Wochen von maskierten und bewaffneten Bandidos. fra

„Roma“, Lenaustraße 31, Neukölln, U Hermannplatz