: Drogenhilfe hat Heimspiel in Mülheim
Der Umzug des rechtsrheinischen Zentrums der Drogenhilfe Köln sichert mehr Platz in den neuen Räumen. Erstmals sind nun auch größere Präventionsprojekte möglich
KÖLN taz ■ Ein Heimspiel im wahrsten Sinne des Wortes hat Regine Rust in Köln-Mülheim. Die Diplom-Sozialarbeiterin leistet hier seit kurzem mit einem gleichnamigen Projekt vorbeugende Drogenarbeit. „Mit ‚Heimspiel‘ haben wir auch den dritten Baustein unserer Angebote für suchtkranke Menschen – die Prävention – nach Mülheim geholt“, sagt Rainer Salisch-Chromow, Leiter des rechtsrheinischen Drogenhilfezentrums. Neben der Behandlung mit Methadon und der Beratung sei die Suchtvorbeugung eine immer wichtiger werdende Aufgabe. Das rechtsrheinische Drogenhilfezentrum ist eine der 13 Anlaufstellen, die die Drogenhilfe Köln für Suchtgefährdete, Abhängige und deren Angehörige betreibt.
Möglich wurde die Erweiterung des Angebots in Mülheim durch einen Umzug Anfang November in größere und komfortablere Räume. „Hier kann ich im Rahmen des Projekts ‚Heimspiel‘ auch mit großen Gruppen arbeiten“, freut sich Rust. Sie will Suchtprävention in den Alltag integrieren. Dazu gehört auch, Pädagogen entsprechend auszubilden. In wenigen Wochen beginnt sie dazu mit einer Veranstaltungsreihe.
Außerdem geht Rust direkt in die Mülheimer Schulen und Jugendzentren. Vor Ort arbeitet die 32-Jährige dann mit den Jugendlichen zusammen, macht ihnen spielerisch ihr eigenes Verhalten im Umgang mit Drogen bewusst, informiert über Suchtmittel und zeigt „Rauschalternativen“. „Wellness zum Beispiel kann auch berauschend sein“, erklärt sie. Den Jugendlichen zu zeigen, wie sie ihre Freizeit drogenfrei und dennoch „wie im Rausch“ gestalten können, sei ein Ziel ihrer Arbeit.
Aber auch Abschreckung gehört ins Programm. Mit „Präventionsbrillen“ kann Rust deutlich vor Augen führen, was der Konsum von Alkohol oder anderen bewusstseinsverändernden Drogen bewirkt. Die Brillen simulieren die Beeinträchtigungen, die im Rauschzustand auftreten: eine eingeschränkte Rundumsicht, das Doppeltsehen, Fehleinschätzungen von Entfernungen, Verwirrung, verzögerte Reaktionszeit und das Gefühl von Verunsicherung.
Das Projekt „Heimspiel“ wird zu 80 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Die restlichen Kosten übernehmen je zur Hälfte die Stadt Köln und die Drogenhilfe Köln. „Auch im Jahr 2005 ist die Fortführung von ‚Heimspiel‘ sicher“, sagt Jugendamtsmitarbeiterin Marlu Quilling. Wie es dann weitergehe, müsse man abwarten, aber Projekte wie „Heimspiel“ hätten gute Chancen, auch weiterhin gefördert zu werden. „Obwohl sich der Erfolg der Präventionsarbeit schwer messen lässt“, räumt Rust vorsichtig ein. Allerdings sei die hohe Nachfrage der Mülheimer Schulen nach den „Heimspiel“-Angeboten ein gutes Zeichen dafür, dass die Hilfe auf dem richtigen Weg ist.
Christiane Martin