Wie Demente die Welt sehen

Pflegende sollen demente Handlungen nicht beurteilen, sondern sich in ihre Patienten hineinversetzen: Auch in Bremen beginnen jetzt Trainings zur Validation

bremen epd ■ Die Pflege alter Menschen muss nach Auffassung der Altenhilfe-Expertin Vicki de Klerk-Rubin mehr von den Bedürfnissen und Wünschen der Betroffenen ausgehen. Festgefahrene Strukturen und der Satz „das haben wir immer schon so gemacht“ schadeten vor allem desorientierten alten Menschen, sagte die Gerontologin und Europa-Managerin des „Validation-Training-Institutes Den Haag“ kürzlich in Bremen in einem Gespräch mit dem epd. Validation ist eine spezielle Technik zur Kommunikation mit Dementen.

Wer mit Desorientierten umgehe, müsse beweglich und belastbar sein, betonte sie. Angehörige und Pflegende müssten sich in die hilfsbedürftigen Menschen hineinversetzen und sich fragen, warum jemand laut sei oder sich rastlos bewege. „Viele sehr alte desorientierte Menschen mit Alzheimer befinden sich im Endstadium ihres Lebens und streben danach, unerledigte Aufgaben aufzuarbeiten, um in Frieden zu sterben“, erläuterte de Klerk-Rubin. Pflegende sollten den dabei geäußerten Gefühlen einfühlsam und offen begegnen und sie nicht beurteilen. Wenn Demente oft jahrelang unterdrückte Gefühle ausdrücken könnten, nehme die Intensität dieser Gefühle ab: „Sie werden weniger häufig in ein fortgeschrittenes Stadium der Desorientierung abgleiten, und das Personal wird nicht überfordert.“

De Klerk-Rubin warb dafür, dass die Gesellschaft ihre Einstellung zum Alter grundsätzlich ändert. „Wir haben die weisen Männer und Frauen in Heime gesteckt und mit Medikamenten voll gestopft.“ Dadurch gehe der Gemeinschaft wertvolles Wissen verloren. Wer Krankheit, Alter und Tod als Teil des Lebens akzeptiere, könne auch mit desorientierten alten Menschen besser umgehen.

De Klerk-Rubin war zum Auftakt einer knapp einjährigen Validations-Ausbildung in Bremen, an der Pflegekräfte der Wohlfahrtsverbände teilnehmen. Ihre Mutter Naomi Feil entwickelte die Methode: Indem Pflegende die Welt eines Dementen mit den Augen der Betroffenen sehen, können sie das manchmal seltsame Verhalten Desorientierter besser enträtseln.

In Deutschland haben Diakonie, Rotes Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband und ein freier Träger Validations-Zentren aufgebaut. In Bremen sind Sabine Greulich und Heidrun Tegeler ☎ 0421-237 121 Ansprechpartnerinnen