: Muslime demonstrieren gegen Gewalt
Bis zu 1.000 Berliner Muslime werden am bundesweiten Protestzug morgen in Köln teilnehmen, hofft Ditib Berlin. Auch Türkischer Bund und die Türkische Gemeinde rufen zur Teilnahme auf. Andere islamische Verbände halten sich bedeckt
Wenn am Sonntag in Köln Muslime mit einer bundesweiten Demonstration ein Zeichen gegen Terror und Gewalt setzen, werden auch zahlreiche Berliner dabei sei. Bis zu 1.000 Menschen könnten aus der Hauptstadt zum Demonstrieren an den Rhein fahren, schätzt Hüseyin Midik, Vorstandsmitglied der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) in Berlin. „Die Zustimmung zur Demonstration ist groß.“
Der Ditib-Bundesverband, der in Köln sitzt, organisiert die Demonstration. Es ist das erste Mal, dass ein islamischer Dachverband zu einer solchen Protestveranstaltung aufruft. Ditib, eine Gründung des türkischen Staates, ist der größte Dachverband der Muslime sowohl bundesweit als auch in Berlin.
Ditib hat fünf Busse für die Fahrt nach Köln gemietet. Auf Listen in den Moscheen, die zu Ditib gehören, konnten sich Interessierte für einen der insgesamt 250 Plätze anmelden. Die Fahrt ist kostenlos, sie wird über Spenden finanziert. Die Listen seien innerhalb von einer Woche voll gewesen, sagt Midik. Weitere Busse aber will der Verband nicht chartern. „Viele halten die Demonstration zwar für richtig, aber der Weg nach Köln ist manchen zu weit.“ Die Busse fahren in der Nacht von Samstag auf Sonntag um Mitternacht los. Midik geht davon aus, dass sich zahlreiche Berliner auch mit dem Auto auf den Weg machen werden. Er selbst bleibt „wegen einer wichtigen Veranstaltung“ am Wochenende in Berlin.
Insgesamt leben, so wird geschätzt, 220.000 Muslime in Berlin. Die weitaus meisten von ihnen stammen aus der Türkei. Andere islamische Organisationen in der Stadt, wie die umstrittene Islamische Föderation, rufen nicht zu der Demonstration auf. „Wir haben die Information aber weitergeleitet“, sagt Burhan Kesici, der Verwaltungsratsvorsitzende der Föderation.
Unterstützung erhält Ditib dagegen von den beiden großen Dachverbänden der türkischen Einwanderer, die keine religiösen Organisationen sind: der eher konservativen Türkischen Gemeinde (TG), zu der auch Ditib gehört, und dem liberalen Türkischen Bund (TBB). „Viele unserer Mitglieder begrüßen die Demonstration“, sagt Celal Altun, TG-Generalsekretär. Trotzdem sei es schwer, Leute für die Fahrt zu gewinnen. „Köln ist sehr weit weg.“ Der Dachverband hat auf seinem letzten monatlichen Treffen und auch beim Fastenbrechen bei seinen Mitgliedsorganisationen für die Teilnahme an der Demonstration geworben.
Auch der Türkische Bund versucht, seine Mitglieder zu mobilisieren. „Wir haben über 1.000 Aufrufe per Mail verschickt“, sagt TBB-Geschäftsführer Kenan Kolat. Er selbst wird Samstagnacht mit einem Ditib-Bus nach Köln fahren. SABINE AM ORDE
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