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Archiv-Artikel

Gut, dass ihr mich erzieht …

… da ist doch diese eine Sure, dass man die Ungläubigen töten soll, uns also töten soll, also euch, meine ich, ich selbst gehöre ja zu den Mördern …… gerade mal hundert tote Ausländer gab es in den Neunzigerjahren, das ist doch nichts gegen die tausende, die am 11. September bestialisch ermordet worden sind von diesen Islamfaschos …… jedenfalls ist mir aufgefallen, dass die meisten, die sich über den Islamfaschismus aufregen, Muslime höchstens aus dem Urlaub oder aus dem Restaurant kennen …

VON NAVID KERMANI

Aufgefallen ist mir, dass die meisten, die sich über die Ausländer oder, um genau zu sein: über die Türken, nein, das ist es auch nicht, schließlich zeigt das Fernsehen im Augenblick ständig richtig gute Türken, die das Kopftuch abgelegt haben und auf die Türken schimpfen, wie sage ich also nun: also, dass die meisten, die sich über den Fundamentalismus aufregen … Fundamentalismus, Fundamentalismus, das ist gut, muslimischer Fundamentalismus, um genau zu sein, Islamismus sozusagen, das kann man sagen, andererseits, der Islam ist doch fundamentalistisch, jedenfalls wenn man daran glaubt, der Islam ist frauenfeindlich und verherrlicht die Gewalt, da ist doch diese eine Sure mit den Frauen, die unter den Männern stehen, und dass man die Ungläubigen töten soll, uns also töten soll, also euch, meine ich, ich selbst gehöre ja zu den Mördern, gibt’s zwar in der Bibel zuhauf so Verse, aber, mein Gott, wir hatten ja auch eine Aufklärung, die Muslime hingegen, die leben noch im Mittelalter, und außerdem ist unsere Religion die Religion der Liebe, also eure Religion, ich selbst lebe ja noch im Mittelalter mit meiner Religion der Gewalt, und wenn ich meine Frau nicht schlage und meine Tochter nicht zwangsverheirate und abends im Eigelstein keine Selbstmordattentate begehe, dann liegt es nur daran, dass ihr mich erzogen habt im Geiste der Toleranz und Aufklärung, gereinigt von meiner fundamentalistischen Tradition, im Elternhaus kann ich das kaum gelernt haben, das sind ja Islamfaschisten, ihr hingegen, mein Gott, was habt ihr die Welt geliebt, vor allem die armen verfolgten Türkinnen, denen ihr keine Wohnung und keinen Arbeitsplatz gebt, weil sie ja verfolgt sind, also nicht von euch verfolgt, sondern von den Muslimen verfolgt, von ihren muslimischen Islamfaschomännern, und deshalb müsst ihr sie auf der Straße anspucken, damit sie merken, wie verfolgt sie sind, und auf Schulkinder darf man die armen verfolgten islamfaschogehirngewaschenen Kopftuchträgerinnen schon gar nicht loslassen, nur aus Liebe, meine ich, aus Liebe zu den Kindern und auch, ja, zu den armen Musliminnen, die unter die Burka gezwungen worden sind, ihr seid wirklich eine Kultur der Nächstenliebe und Toleranz, das wird mir jetzt erst richtig klar, Verzeihung, liebe Springer-Presse, lieber Spiegel, liebe Alice Schwarzer, dass ich das jetzt erst merke, was habt ihr vor allem die Juden und die Neger geliebt und Gewalt in der Ehe, das kennt ihr natürlich nicht, völlig unbekannt, und wenn es doch Gewalt gibt in Familien, was es nicht gibt, hat das natürlich nichts, aber auch gar nichts mit eurer Kultur zu tun oder gar eurer Religion, und die Asylbewerber erst, Mensch, habt ihr die geliebt, als ihr sie in Rostock angezündet habt, ihr toleranten, nächstenliebhabenden Deutschen, nun gut, war vielleicht ein wenig heftig, besser, man liebt die Asylbewerber nachts in der Nebenstraße, wenn es niemand sieht, andererseits muss man auch mal die Relation sehen, darüber wird gar nicht gesprochen, gerade mal hundert tote Ausländer gab es in den Neunzigerjahren, das ist doch nichts gegen die tausende, die am 11. September bestialisch ermordet worden sind von diesen Islamfaschos, die sich von unserer Toleranz genährt haben, unserer Toleranz und Nächstenliebe, die wurden einfach zu viel geliebt, die Muslime, zu viel Toleranz, und dann in Madrid und in Djerba, das sind doch die Dimensionen, um die es geht, die wollen uns alle umbringen, also euch, jedenfalls ist mir aufgefallen, dass die meisten, die sich über den Islamfaschismus aufregen, Muslime höchstens aus dem Urlaub oder aus dem Restaurant kennen, weil sie entweder im Osten leben, wo sich Muslime sowieso kaum hintrauen, oder in Stadtvierteln, wo es nur gute Ausländer gibt, gemäßigte Ausländer, wie es so schön heißt, Verzeihung, gemäßigte Muslime, meine ich, obwohl das ja ein Widerspruch in sich selbst ist, aber man kann schlecht sagen: nichtmuslimische Muslime, Exmuslime, wie man sagt Exnazis oder Exfrauen, aber ist auch egal, ich wollte nur sagen, es gibt auch gute Muslime, wie überall in der Presse zu lesen ist, sozusagen geschiedene Muslime, vom Islam und ihren faschistischen Eltern geschiedene Muslime, die ihre Kinder auf die Montessori-Schule schicken und dort auf den Elternabend köstliche Süßspeiße mitbringen, so köstliche kleine Islamfaschosüßspeisen, die aber vom Geist der christlichen Liebe und westlichen Toleranz durchzogen sind, dass man sie wirklich gut integrieren kann in unsere, nein eure säkulare Gesellschaft und in die Montessori- Schule, und das wollen wir ja, oder ihr, Integration ist unheimlich gut, auf dass niemand sagen könne, wir hätten etwas gegen den Islam, also Ihr hättet etwas gegen den Islam, also gegen mich, um genau zu sein, ich vergess das immer, dass ich zu den Bösen gehöre, ich fühle mich gar nicht so böse, aber, mein Gott, ich habe ja auch keine Aufklärung hinter mir, da weiß ich gar nicht, wie böse ich bin, aber gut, dass ihr mich erzieht, sonst würde ich abends auf dem Elternabend ein Selbstmordattentat begehen und vorher die Lehrerin zwangsheiraten.