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Archiv-Artikel

BERNHARD HÜBNER ÜBER DEN POPULISMUS DER CSU Seehofers Gen-Show

Man muss sich die CSU der Anfangsjahre als einen rückgratlos vor sich hin wabbelnden Haufen vorstellen. Prinzipien und Visionen kümmerten die Christsozialen kaum. Offen diskutierten sie nach dem Krieg über die Wiedererrichtung der Monarchie in Bayern, bis die amerikanischen Besatzer dem einen Riegel vorschoben. Da wurden die CSUler halt zu Kämpfern für die Republik und zu den Erfindern des politischen Pragmatismus – mit dauerhaftem Erfolg.

Die Verbote für genmanipulierte Pflanzen, die Parteichef Horst Seehofer derzeit durchsetzt – erst gegen den Genmais MON 810, nun auch gegen die Kartoffel Amflora – stehen in dieser Tradition. Bislang betrachtete die CSU grüne Gentechnik als Zukunftsprojekt. Nun, wo auch die Mehrheit der CSU-Wähler dagegen ist, verbietet man Genpflanzen halt.

Ob das Verbot aber überhaupt Bestand hat, wird erst ein langer Rechtsstreit mit dem Hersteller Monsanto zeigen. Noch komplizierter ist es mit der Genkartoffel Amflora. Gegen ein Verbot der vor zwei Jahren von Horst Seehofer selbst versuchsweise genehmigten Kartoffel gibt es in der Bundesregierung schon massiven Widerstand. Der Erfolg für ein Verbot ist auch hier höchst unsicher, die wahlkampfwirksame Aufmerksamkeit jedoch garantiert.

Seehofer pflegt den Widerspruch zwischen Show und Handeln, fast wie sein großes Vorbild Franz Josef Strauß. Der wetterte auf der Bühne gegen die Kommunisten und vergab im Stillen Kredite an die DDR. Die bayerische Sozialministerin Haderthauer sagte vergangene Woche, Strauß sei für sie kein Vorbild. Es gebe Politiker, so Haderthauer, „denen es ganz offensichtlich nur um persönliche Profilierung geht“. Die würden den Menschen erst etwas erzählen und dann anders handeln. Horst Seehofer sagte am Wochenende, er habe überlegt, Haderthauer aus der Regierung zu werfen. Mittlerweile hat er seine Meinung geändert.