: Stadtteilarchive gerettet?
Senatorin Dana Horáková verkündet im Kulturausschuss Aufstockung des Haushaltstitels auf 400.000 Euro für 2004. Kürzung um 25 Prozent bleibt. Zugeständnisse für 2005 gibt es nicht
von PETRA SCHELLEN
Das Urvertrauen ist weg, und deshalb blieben auch die Reaktionen der Betroffenen auf den gestrigen neuen Vorstoß der Kulturbehörde verhalten: Um 267.000 auf 400.000 Euro will die Behörde jetzt – nach erneuten Gesprächen mit Bezirksämtern und Bürgermeister Ole von Beust – den Etat der Geschichtswerkstätten aufstocken.
Eine Steigerung, die maßgeblich auf die öffentlichen Proteste angesichts der Kürzungspläne zurückzuführen ist und doch nur halb zufrieden stellt. Denn gemessen am ursprünglichen 530.000-Euro-Etat bleibt – trotz des Etappensieges, der im gestrigen Kulturausschuss im Stadtteilarchiv Ottensen verkündet wurde – eine 25-prozentige Kürzung. Und wenn man bedenkt, dass die Behörde den Etat ursprünglich auf Null gesetzt und sich dann zur Übernahme der Betriebskosten (133.000 Euro) durchgerungen hatte, klingt jede Selbstbeweihräucherung der Koalitionsparteien ein wenig schal.
Aber immerhin: Alle hauptamtlichen Mitarbeiter – zwölf Personen in 14 Werkstätten – sollen im Haushaltsjahr 2004 weiter beschäftigt werden. Zugeständnisse für 2005 machte Kultursenatorin Dana Horáková jedoch nicht. Die aktuelle Aufstockung stammt zudem aus Mitteln der Finanzbehörde, und Horáková fand dann auch, dass die MitarbeiterInnen der Geschichtswerkstätten ihre Eigenverantwortung weiter ausbauen und nicht nur an sich selbst denken sollen. Auch dass Brigitte Abramowski, Leiterin der Geschichtswerkstatt Ottensen, einen spontan entstandenen Förderverein erwähnte, schien Horáková nur Beweis für die eigentlich überflüssige staatliche Förderung.
Wenig zu berühren schien indes, dass die Stadtteilarchive seit langem Eigeneinnahmen erwirtschaften, da der Etat vor zehn Jahren eingefroren wurde. Als Karl-Heinz Ehlers (CDU) mutmaßte, dass es sich bei der Aufstockung um eine Übergangslösung handele, um den Mitarbeitern fristgerecht zu kündigen, da leugnete Horáková nicht. „Die Kürzungsentscheidung kam zu kurzfristig“, sagte sie nur. „Die Übergabe der Geschichtswerkstätten in die Verantwortung der Bezirke muss in Ruhe vorbereitet werden.“ Und was die dann tun, ist nicht mehr Senates Sache.
Misstrauisch beäugte Variante überdies: die Schaffung eines gemeinsamen Haushaltstitels für Stadtteilkulturzentren und Geschichtswerkstätten. Denn dann ließen sich beide Institutionen trefflich gegeneinander ausspielen. Doch dem soll, so beteuerte es Gerd Hardenberg (Schill), ein Riegel vorgeschoben werden: „Wir werden dafür sorgen, dass jeder zu seinem Recht kommt und allenfalls ein Transfer von Mitteln der Stadtteilkulturzentren hin zu den Geschichtswerkstätten dulden.“ War es da nicht schon wieder, dieses wohl bekannte „Teile und Herrsche“?