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Archiv-Artikel

Schröder fordert Bekenntnis zur Verfassung

Bundeskanzler warnt aber auch vor einem Kampf der Kulturen. Grüne Parteichefin Roth: Die multikulturelle Gesellschaft ist bereits Alltag

BERLIN ap/dpa/kna ■ Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die Muslime in Deutschland zur Integration aufgefordert und zugleich vor einem „Kampf der Kulturen“ gewarnt. Einwanderer müssten sich „klar und unmissverständlich zu unserer Rechtsordnung und unseren demokratischen Spielregeln bekennen“, verlangte der SPD-Politiker in Berlin. Dazu gehöre zuallererst die Bereitschaft und Fähigkeit zur Verständigung durch Sprachkompetenz. Schröder sprach anlässlich der Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin an den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau.

Die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, betonte, in Deutschland gebe es bereits eine multikulturelle, multireligiöse Gesellschaft. „Das ist doch keine Ideologie, kein grüner Spinnkram, sondern die Realität“, sagte sie dem Focus. Umweltminister Jürgen Trittin sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Multikulturalität könne anstrengend sein, doch lohne sich die Anstrengung: „Eine Gesellschaft gewinnt durch Zuwanderung.“ Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, appellierte an Muslime, aktiv zu werden: „Sie müssen die Verantwortung übernehmen, dass in Moscheevereinen der Imam nicht ungestört volksverhetzende Reden halten kann.“

FDP-Chef Guido Westerwelle schlug in der Welt einen Runden Tisch vor: „Ein prominent besetzter Runder Tisch der Religionen und der Politik, ein Bündnis für Toleranz, könnte helfen, Spannungen wie in Holland zu vermeiden.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, lehnt unterdessen Umwandlungen von Kirchen in Moscheen ab. „Wird eine Kirche zur Moschee, erwecken wir den Anschein, der Unterschied zwischen Christentum und Islam sei geringfügig“, sagte er dem Focus. Muslimische Geistliche rief er dazu auf, in Deutschland auf Deutsch zu predigen. „Das wäre ein großer Beitrag dazu, Misstrauen abzubauen, die Integration zu fördern und Klarheit zu gewinnen darüber, was an den Freitagen in den Moscheen gesagt wird“, erklärte in einer Predigt in Speyer.