: Beim Parken im Wald hört der Spaß auf
Die geplante Erweiterung des Brühler Phantasialandes in ein Landschaftsschutzgebiet empört Grüne und Landschaftsbeirat im Erftkreis. Diese kritisieren die primär wirtschaftsorientierte Haltung von CDU, FDP und SPD im Kreistag. Verbandsklage droht
Von Ciler Firtina
Hubert Heinen ist empört. „Ich kann nicht begreifen, wie Kreistagsmitglieder dem zustimmen konnten“, tönt der Vorsitzende des Landschaftsbeirats des Rhein-Erftkreises. „Das Phantasialand will uns wohl für dumm verkaufen. Das ist kein sauberer Antrag. Wir wissen genau, was im Landschaftsschutzgebiet gemacht werden darf, und das Phantasialand weiß das auch!“
Grund für Heinens Empörung ist die geplante Erweiterung des Brühler Phantasialandes mit einer neuen Attraktion auf dem Parkplatz vor dem Eingang. Dabei geht es weniger um die Parkplatzfläche an sich, sondern darum, dass dadurch 500 Parkplätze wegfielen, für die keine Ausweichfläche vorgesehen ist.
Furcht vor Dauerlösung
„Für diese neue Attraktion wird außer dem Hauptparkplatz zusätzlich ein Streifen Wald benötigt, der unter Landschaftsschutz steht“, erklärt die grüne Kreistagsabgeordnete Friederike Seydel. Ihre Fraktion unterstützt die Position des Landschaftsbeirates, eines beratenden Gremiums in der Unteren Landschaftsbehörde, dessen Mitglieder durch die Mitglieder des Kreistages gewählt werden. Seydel befürchtet, dass durch den Wegfall der Parkplätze die bisherigen Ausweichstellplätze, die im Landschaftsschutzgebiet liegen, zu einer Dauerlösung würden.
Die Fraktionen von SPD, CDU und FDP haben da weniger Bedenken. Gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion haben sie in der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags die Aufhebung des Widerspruchs der Unteren Landschaftsbehörde gegen den Antrag des Phantasialandes beschlossen. „Die betroffenen Flächen haben keinen hohen ökologischen Wert. Auch nicht der Waldstreifen, der unter Landschaftsschutz steht“, erklärt Guido Vandenberg, Fraktionsvize der SPD-Kreistagsfraktion im Erftkreis und Mitglied des Umweltausschusses.
Die CDU argumentiert ähnlich. „Es handelt sich dabei um eine 5.000-Quadratmeter-Fläche, die direkt an der A 553 liegt und stark emissionsbelastet ist. Die wird aus dem Landschaftsschutzplan rausgenommen. Es wird dafür Ersatzfläche angeboten. 6.000 Quadratmeter sollen wieder aufgeforstet werden“, erklärt Bernhard Ripp, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag und Sprecher der CDU im Umweltausschuss.
Schrittweise Erweiterung
Das Fehlen einer Gesamtkonzeption wird von allen vier Fraktionen im Kreistag des Rhein-Erft-Kreises kritisiert. Deshalb hat die SPD in einem Änderungsantrag, dem auch CDU und FDP zustimmten, gefordert, dass das Brühler Unternehmen Phantasialand eine mittelfristige Gesamtkonzeption vorlegt, mit der die bisherige „Salamitaktik“ endlich aufhört. Doch Landschaftsbeiratsvorsitzender Heinen hat da wenig Hoffnung. „Die Forderung nach einem Gesamtkonzept ist nicht neu. Wir haben das zig Mal gefordert, aber das Phantasialand ist dem nicht nachgekommen“, erklärt er.
SPD und CDU äußern Verständnis für den wirtschaftlichen Druck, unter dem das Unternehmen steht. „Um bei dem immensen Konkurrenzdruck wettbewerbsfähig zu bleiben, sind neue Attraktionen notwendig“, erklärt Vandenberg. „Wir wollen dem Betreiber nicht im Weg stehen, denn die Attraktivität des Phantasialandes kommt auch dem Kreis zugute“, meint CDU-Mann Ripp.
Friederike Seydel setzt da andere Prioritäten. Die Grüne wirft den anderen Fraktionen vor, den Wert des Landschaftsschutzes zu verkennen. „Die Landschaftsschutzgebiete sind wichtig für die Regeneration von Luft und Wasser. Das wird zu gerne vergessen. CDU, SPD und FDP betrachten Flächen unter dem Aspekt der Vermarktung.“ Seydel ist nicht bereit, die schrittweise Erweiterung des Phantasialandes in das Landschaftsschutzgebiet mitzutragen. „Die angrenzenden Gebiete sind ökologisch wertvoll. Es wird wieder eine Übergangslösung für Parkflächen gefunden werden. Der nächste Schritt wäre dann die Zementierung dieser Übergangslösung“, argumentiert die Umweltexpertin.
Auch der Landschaftsbeiratsvorsitzende Heinen gibt sich entschlossen. „Bevor Phantasialand nicht sagen kann, wo die Parkplätze hinkommen, die durch die Bebauung wegfallen, werden wir dem nicht zustimmen! Deswegen hat der Landschaftsbeirat den Antrag einstimmig abgelehnt.“
Verbände machen Ernst
Noch aber hat Hubert Heinen Hoffnung. „Der Antrag befindet sich jetzt auf dem normalen Verfahrensweg. Noch ist nichts entschieden. Der Landschaftsbeirat hat den Antrag abgelehnt, der Umweltausschuss des Kreistages hat dem zugestimmt. Nun wird es zur Abstimmung im Kreistag kommen. Wenn dann noch Dissens zwischen uns und dem Kreistag besteht, ist der Regierungspräsident als obere Dienstbehörde gefragt“, so Heinen. „Die Fraktionen im Kreistag wissen, dass die Umweltschutzverbände im Landschaftsbeirat in diesem Fall nicht nur mit Verbandsklage drohen, sondern es damit auch sehr ernst meinen.“