Zappa lebt! : Der Pornograf
VON ARNO FRANK
„I could take about an hour on the tower of power, as long as I get a little golden shower.“ Frei wäre diese Zeile aus Frank Zappas populärstem Stück „Bobby Brown“ etwa so zu übersetzen: „Ich könnte ungefähr eine Stunde lang auf deinem Schwanz reiten, solange du mir danach ins Gesicht pinkelst.“
In den USA wurde der Song nie im Radio gespielt – wegen seiner explicit lyrics, lange bevor der entsprechende Warnaufkleber überhaupt erst erfunden worden war. In Deutschland dagegen hielt sich die Single wochenlang auf Platz 1 der Hitparaden. Und niemand konnte sich damit herausreden, er verstünde kein Englisch: „Fick mich, du miserabler Hurensohn, bis es spritzt, spritzt, spritzt, spritzt, Feuer! Aber beklecker nicht das Sofa, Sofa!“, sang er an anderer Stelle in gebrochenem Deutsch.
Peter Framptons scheinheiligen Seventies-Hit „I’m In You“ verballhornte Zappa mit einem lüstern gehechelten „I have been in and out of you“, rein und raus, das alte Spiel. Von der Frauenbewegung wurde er dafür nicht gerade zum Ehrenmitglied ernannt. „Sie lügen“, sagte er einmal, „sie erzählen uns Lügen über die Liebe.“ Zappa hatte schon mit pornografischen Texten gegen die US-amerikanische Prüderie angeschrieben, als sexuelle Befreiung noch ein feuchter Traum und an eine Pornoindustrie noch nicht zu denken war. Es sind Texte von einer abgründigen Obszönität, die heute selbst hartgesottenen Eminem-Fans die Schamesröte ins Gesicht treiben. Die Musikgeschichte kennt keinen sarkastischeren, erbarmungsloseren und liebevolleren Aufklärer als Frank Zappa.