Kochen im eigenen Saft

Anhörung im Haushaltsausschuss: Experten streiten über Sentatspläne für neue Mini-Hochschulen. Kritik an interner Ausbildung für Polizisten und Verwaltungsbeamte

Das Urteil von Hans Peter Bull ist vernichtend. „Der Sinn der neuen Struktur erschließt sich schwer“, sagte der Hamburger Jurist gestern bei einer Expertenanhörung über die geplanten Mini-Hochschulen für Finanzbeamte und Kommissare. Bildungspolitisch, so Bull, seien die Neugründungen nicht zu rechtfertigen. Durch die weiterhin interne Ausbildung drohten „Qualitätsverlust und eingeschränkte Innovationsbereitschaft.“

Die Expertenanhörung im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft hatte die Opposition verlangt, die die geplante Neuordnung der Verwaltungsausbildung ablehnt. Der Senat will die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung (FHÖV) auflösen und aus den drei Studiengängen zwei neue Hochschulen für Kommissare und Finanzbeamte unter Aufsicht von Innen- und Finanzbehörde machen. Der Studiengang Verwaltung geht an die Fachhochschule HAW.

Der Ausbildung zum Kommissar und zum Finanzbeamten drohe durch die Abkoppelung ein „massiver Qualitätsverlust“, warnte GALierin Heike Opitz, „weil es kein Korrektiv von außen mehr gibt“. Auch Barbara Brüning (SPD) rügte, durch Aufspaltung der FHÖV „geht die Interdisziplinarität verloren, die kochen dann nur noch im eigenen Saft“. SPD wie GAL wollen darum alle drei Studiengänge an die HAW verlegen. Für die Kommissarsausbildung rät Wolfgang Birkenstock, Vizechef der Polizeiführungsakademie Münster, davon strikt ab. Ein Hindernis seien die vielen Inhalte, die der Geheimhaltung bedürften – wie etwa Abhörtechniken.

Jost Goller sieht das anders. Statt Mini-Unis empfahl der Rektor der internen Fachhochschule Ludwigsburg die drei FHÖV-Studiengänge an die HAW: „Das erhöht die Entwicklungschancen für die einzelne Disziplin und spart zudem die relativ hohen Kosten für drei getrennte Strukturen.“ Eva Weikert