: Da die Hausfrau
So werden Freundinnen zu Diven: Mit der jungen Malerin Henrieke Ribbe kommt nicht nur das Leben im Salon, glamourös und prominent, zu Klara Wallner, sondern auch das Staubsaugen
VON BRIGITTE WERNEBURG
So züchtet man wohl Fans. Die Galeristin Klara Wallner bleibt ihrer Linie als Entdeckerin treu. Erneut stellt sie eine ungesicherte Position vor, eine ganz junge Künstlerin, Henrieke Ribbe, die mit ihren Arbeiten freilich überzeugt. Das ironische Augenzwinkern, mit dem die Galeristin jetzt in einen Salon einlädt, in dem die Ölgemälde dicht an dicht hängen, kann sie riskieren.
Vor die Längswand des Ausstellungsraums gerückt, ist der Salon dazu nur ein Zitat aus Polstersessel, Orientbrücke, Teetischen und Kerzenleuchter. Nimmt man das Angebot an, blickt man vom Sessel aus allerdings doch wieder in den gewohnten White Cube. Durch die raffinierte Anordnung kommt die weiße Stirnwand des Galerieraums ins Gesichtsfeld, an der ganz traditionell ein einziges großes Hochformat hängt. Eine junge Frau bewegt auf ihm den elektrischen Staubsauger durch eine aufgeräumte, sachlich-moderne Wohnung. Hier der Esstisch, dort die Polstergruppe, da die Hausfrau: Genremalerei 2004.
Schönerweise ist es der 1979 geborenen Künstlerin, die als Schülerin von Werner Büttner vor dem Abschluss ihres Studiums an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg steht, ernst mit dem „Staubsaugen“, „Telefonieren“ und „Tippen“. Sie stellt sich einer Herausforderung, die Kunstgeschichte heißt und von solchen Dingen bisher wenig weiß. In ihren Gesellschaftsportraits wie „Der gelbe Salon“ getraut sie sich mit der gleichen Selbstverständlichkeit, große Personengruppen in verschwenderischen Räumen zu malen, so als handle es sich um eine intime Szene wie die mit dem Mädchen, das mit seinem Hund spielt („Sylvia & Sophie“).
In all der Privatheit aber entdeckt man schnell Figuren, die so privat nicht sind. „Helge Schneider mit Hund“ sitzt ihr genauso Portrait wie der „Boxer“ René Weller. Selbst „Henrieke Ribbe auf Espree“ zeigt keineswegs die Künstlerin zu Pferde, sondern eine Reiterin gleichen Namens, deren Bild Henrieke Ribbe im Internet fand. Dazu mischen sich „Marlon“ Brando und „Naomi“ Campbell unter die Freunde, die Ribbe sonst malt. So wird das Öffentliche privat und die Ikone zum Portrait. Gerade in dieser Transformation erkennt die Künstlerin die genuine Darstellung unseres Alltags, in dem sich die Medienbilder unentwirrbar mit den persönlichen Erinnerungen mischen. Dass Freundinnen umgekehrt dann wie berühmte Diven wirken, wundert wenig.
Die sterile Perfektion des Hochglanzes aber, die die Medienbilder beherrscht, übernimmt Henrieke Ribbe glücklicherweise nicht. Sie stellt die Möglichkeiten ihres Mediums heraus. Ihr Malgestus ist dünnflüssig und flächig, bei ihr kommen die breiten Pinsel eher zum Einsatz als die schmalen. Und trotzdem verdichtet sie ihren skizzenhaft anmutenden Malstil auch zwischendurch sehr klug zum pastosen, detailversessenen Auftrag. Denn so kann sie in „Givenchy & die Hepburn“ die Kostbarkeit des gestickten Boleros, das die Schauspielerin an der Seite des Modeschöpfers trägt, umstandslos deutlich machen.
Henrieke Ribbe, Galerie Klara Wallner, Brunnenstr. 184, Di–Sa 12–18 Uhr, bis 8. Januar 2005