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Archiv-Artikel

In Motschmanns Zauberturm

Der Kultursenator will die Kulturmanagememt Gmbh (kmb) in die Verwaltung eingliedern, aber in Bremen-Nord eine neue GmbH gründen: Ein Schutz vor dem „Ehrenamt“

Bremen taz ■ Die „Kulturmanagement Bremen GmbH“ (kmb) soll per Betriebsübergang in die senatorische Kulturverwaltung eingegliedert werden. Diese „gewisse Wendung in unserer bisherigen Haltung“ gab Kultursenator Peter Gloystein (CDU) gestern auf einer Pressekonferenz bekannt. Damit entspricht der Senator den Forderungen von SPD und weiten Teilen der Kulturszene, die Ausbau und Abgrenzung der kmb auf Kosten des fachlich gegliederten Kulturressorts seit längerem beklagt hatten.

Noch Anfang des Monats hatte Gloystein darauf bestanden, die 1999 gegründete kmb, deren Funktion die betriebswirtschaftliche Beratung und Überprüfung der größeren Bremer Kultureinrichtungen ist, in der bisherigen Struktur zu erhalten. Der nunmehrige „Erkenntnisgewinn“ sei das Ergebnis einer Klausur „in Frau Motschmanns Turm“ – gemeint ist die Martinikirche, an der der Gatte der Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann Pastor ist. Dort habe man die „Schnittstellenproblematik“ zwischen öffentlich-rechtlicher Verwaltung und der privatrechtlichen kmb schließlich als zu groß erkannt.

In der Tat hatte es bisher verschiedenster Überlappungen und Doppelstrukturen bedurft. Um „hoheitlich“ handeln zu können – etwa beim Ausstellen von Zuwendungsbescheiden für Kultureinrichtungen – waren etliche kmb-Mitarbeiter mit kleinen Zeitkontingenten zugleich bei der Behörde angestellt. Diese Verflechtungen hatte auch der Rechnungshof in einem jüngst bekannt gewordenen vorläufigen Prüfungsbericht moniert. Diese strukturelle Kritik ist laut Gloystein allerdings nicht als schlechtes Zeugnis für die handelnden Personen aufzufassen. Der Senator: „Dass wir in Bremen eine sehr ordentliche, zum Teil blühende Kulturszene haben, ist auch Verdienst von Frau Motschmann und der kmb.“

Weiteren Dünger verspricht sich der Senator offenbar von der Fortentwicklung des „Kultur-Masterplans“ . Dessen bisherige Zielrichtung ist die Flexibilisierung des durch institutionelle Förderungen fest gelegten Kulturhaushaltes. Dass die Kriterien für die statt dessen zu fördernden Projekte für die Vergabe des Kulturhauptstadtfonds entwickelt wurden – dann jedoch auch für Einrichtungen der kulturellen Bildung wie Bibliotheken, Musikschulen und Volkshochschule gelten würden – ist für Gloystein kein Problem: „Das tut der gesamten Kultur gut.“

Gloysteins dritte Initiative: Für Bremen-Nord soll eine gemeinsame „Kulturservice GmbH“ gegründet werden. Die sei notwendig, damit „Probleme im Ehrenamt“ künftig keine Institutionen mehr „beschädigen“ könnten. Hintergrund ist die Insolvenz bedingte weitgehende Schließung des Kulturbahnhofs nach massiven Auseinandersetzungen innerhalb des Trägervereins. Während Motschmann in der GmbH-Gründung ein „Pilotprojekt“ für die Entlastung von ehrenamtlichen Vereinsvorständen sieht, zweifelt die SPD-Kultursprecherin Carmen Emigholz noch an der Notwendigkeit einer solchen Gesellschaftsgründung: Den dafür notwendigen 175.000 Euro stünden maximale Einspareffekte von 120.000 Euro gegenüber. Henning Bleyl