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Archiv-Artikel

„Das Thema ist noch aktuell“

Neue Spielzeit: „Die Welle“ im Jugendtheater

Gunnar Dreßler, 53

■ Theaterleiter, Schauspieler und Regisseur der neuen Welle-Inszenierung.FOTO: PROMO

taz: Herr Dreßler, ist „Die Welle“ zeitlos?

Gunnar Dreßler: Es scheint so zu sein. Das zeigt auch der Zuspruch, den wir immer wieder erhalten, wenn das Stück gezeigt wird. Die Themen Ausgrenzung, Verführbarkeit und Faschismus sind aktuell. Auch starre Hierarchien kann man überall beobachten. Die äußern sich natürlich nicht in der überspitzten Weise, wie in der „Welle“ dargestellt. Aber im Kleinen sind sie ständig präsent.

Im Stück lotet ein Lehrer die Anfälligkeit seiner Schüler für eine totalitäre Ideologie aus. Ist die Gefahr heutzutage nicht gebannt, von einer solchen Welle erfasst zu werden?

Das glaube ich nicht. Gerade in unserer jetzigen Situationen besteht eine größere Gefahr. In Zeiten der ökonomischen Unsicherheit ist der Mensch verführbarer, Gruppendynamiken entwickeln sich rasanter. In dem Stück können wir meiner Meinung nach glaubhaft vermitteln, wie schnell auch vermeintlich moderne Jugendliche bereit sind, ihre Individualität aufzugeben.

Finden Jugendliche über das Theater einfacher Zugang zu diesem Thema?

Definitiv. Im Theater stehen leibhaftige Menschen auf der Bühne und ziehen den Zuschauer ins Geschehen. Zusätzlich können junge Schauspieler der Lebensrealität von Jugendlichen näher kommen. Das ist etwas anderes als der Alltag im Unterricht und hierin liegt die Chance des Theaters. Dass die Schüler der Stoff interessiert, merken wir in den Diskussionen, die wir nach den Auftritten anbieten.

INTERVIEW: MICHAEL DREISIGACKER

heute, 19 Uhr, Di bis Fr jeweils 11 Uhr, Jugentheater Hamburg, Borselstraße 14 – 16; bis 15. Mai