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DAS EHRENAMT LÖST KEINE PROBLEME, DIE DIE ÖKONOMIE VERURSACHTWenn ein Modebegriff verblasst

Es gibt Modewörter, die in der öffentlichen Debatte auftauchen, in Mikrofone gesprochen, in Talkshows verbreitet werden. Dann verschwindet der Begriff, ganz plötzlich – was interessant ist. Zum Beispiel gestern, als die CDU/CSU wieder das ehrenamtliche Engagement als „Fundament der demokratischen Bürgergesellschaft“ lobte, weil gestern der Internationale Tag der Freiwilligen war. Unbezahlte, ehrenamtliche Arbeit – sie sollte vor wenigen Jahren noch den Weg weisen aus der Sinnkrise der Beschäftigungsgesellschaft. Der Münchner Soziologe Ulrich Beck hatte sogar neue Konzepte dafür entworfen und das Ganze „Bürgerarbeit“ genannt. Doch heute wird die unbezahlte Arbeit in der rot-grünen Politik nicht mehr groß angepriesen. Als Lösungsparole taugt das Ehrenamt wenig für jene Probleme, die durch die Ökonomie verursacht werden.

Wer heute im Erwerbsleben steht und nebenbei noch ehrenamtlich ackert, tut das ohnehin nicht mehr ganz freiwillig: Eltern richten Fördervereine für die Kita ihrer Kinder ein oder helfen bei der Renovierung in den Schulen. Eine Notmaßnahme, denn überall werden die öffentlichen Mittel gekürzt.

Für die andern wiederum, die offiziell Erwerbslosen, bietet das Ehrenamt keine Lösung aus ihrem Dilemma. Studien zeigen, dass sich Arbeitslose eher wenig in der Wohlfahrt oder Nachbarschaftshilfe engagieren. Sie fühlen sich nämlich nicht ganz zu Unrecht ohnehin benachteiligt – für sie bietet ein Ehrenamt keine Perspektive, aus ihrer Misere, der Armut, herauszukommen.

Es geht also immer um das „ideelle Gehalt“, das rausspringt beim Ehrenamt: soziale Kontakte und Anerkennung. Die jüngste Studie über Zeitverwendung des Statistischen Bundesamts hat ergeben, dass besonders allein lebende Ältere sich der unbezahlten Arbeit widmen, im Schnitt fast fünf Stunden die Woche. Das Ehrenamt ist also ein Konzept für jene, die vom Erwerbsleben nichts mehr erwarten und deren Selbstwert auch als „unbezahlt“ Arbeitender nicht leidet. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. BARBARA DRIBBUSCH

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